Hier hat mich das Cover und der Klappentext gleichermaßen angesprochen, und ich hatte mal wieder Lust auf eine Liebesgeschichte. Und vielleicht auch noch vorweg ein Fakt zum Buch: die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, die Autorin erzählt hier aus ihrer Familiengeschichte. Natürlich mit, wie sie sagt. Vielen "Biegungen und Wendungen", die ihrer Fantasie entsprungen sind, aber im Nachwort erzählt sie so einiges; die Figur des Emil beispielsweise ist inspiriert von ihrem Vater, und auch ansonsten ist einiges sehr authentisch in Bezug auf die Lehmannsche Familienhistorie. Finde ich ja immer sehr spannend, so etwas.Aber zurück zum Buch; die Geschichte beginnt in Vannes in der Bretagne. Die deutsche Invasion rollt ein, und der junge deutsche Arzt Helmut übernimmt das lokale von Nonnen betriebene Krankenhaus. Seine erste Amtshandlung ist es, einer jungen Mutter, die in den Wehen liegt, das Leben zu retten. Helmut ist vom Krieg desillusioniert und hat sich sein Leben generell komplett anders vorgestellt....sein einziger Lichtblick wird schon bald Anne-Marie werden, die ledige Mutter, der mit Töchterchen Marie-France auch ein anderer Lebensweg bevorsteht, als sie sich jemals gedacht hat. Beide fühlen sich voneinander angezogen, und eine zauberhafte Liebesgeschichte zwischen dem jungen deutschem Arzt und der Französin beginnt; eine Liebe, die im besetztem Frankreich unter keinem guten Stern steht....Weitab von der Bretagne sind wir in einem zweitem Erzählstrang im Schwarzwald, bei dem 6 jährigen Emil, der mit seinen Eltern auf einem abgelegenem Bauernhof lebt, und die ihre Hof nur noch mit Hilfe von Kriegsgefangenen bewirtschaften können. Emil ist der jüngere Bruder von Helmut, der unerwartete und unerwünschte Nachzügler. Während Helmut der vergötterte erste Sohn ist, kann die Mutter mit Emil nicht viel anfangen, und lässt das den kleinen Kerl auch spüren.Sowohl in Deutschland als auch in Frankreich sind die Zeiten hart, und wir sind als Leser abwechselnd bei den beiden so unterschiedlichen Brüdern und tauchen tief in die Familiengeschichte ein, und während zumindest Helmut mit Marie einen glücklichen Sommer erlebt, ist im Schwarzwald nichts mit eitel Sonnenschein.....und nach dramatischen Ereignissen verfolgen wir Emils Lebensweg weiter, der auch ihn in die Bretagne führen soll....Mein Leseeindruck: das waren knapp 300 Seiten, die mich von Anfang an gefesselt haben. Spannende Geschichte, einfühlsam und mitreißend erzählt, historisch authentisch recherchiert, und natürlich - zwangsläufig - authentische Charaktere. Hat mich wirklich abgeholt. Die schrecklichen Kriegsgeschehnisse, die schlimmen Zeiten, egal auf welcher Landesgrenze, immer wieder aber vermischt auch mit positiven Dingen und Momenten des Glücks - ach ja, das hat mich alles echt gepackt.Wobei ich eigentlich schon fast den späteren Lebensweg von Emil nach dem Krieg noch interessanter empfand. Ich fand nämlich hier die Traumata der Nachkriegsgeneration und auch der Kriegsenkelgeneration super dargestellt und konnte vieles nachempfinden. Hat mich insgesamt zum Nachdenken angeregt.Generell eher ein Roman mit vielen ernsten Tönen steht für mich aber doch die Liebe im Vordergrund. Denn die Liebe kennt keine Grenzen und man kann sie überall finden :-)Frau Lehmann hat mein Herz berührt - vielen Dank für ein wunderbares Buch, das nur eins war: zu kurz :-)Vielen Dank an den Gmeinerverlag für das Rezensionsexemplar!