Ich hatte mir wirklich viel erhofft - "Winner of the Pulitzer Prize" und verfilmt mit Frances McDormand - und wurde enttäuscht. Die Geschichten spielen im Örtchen Crosby/Maine, und dass eine Person (Olive Kitteridge) in jeder der Geschichten mal länger und mal kürzer vorkommt, soll diese Sammlung zusammenhalten. Auf mich wirkte dieses Konstrukt sehr bemüht, so als hätte ein Lektorat diese Idee gehabt, um die Geschichten als eine Art Roman zu verkaufen. Aber vielleicht kam mein Unbehagen daher, dass mir Olive Kitteridge zu wenig sympathisch war als zentraler Dreh- und Angelpunkt. Auf mich wirkte sie wie das Klischee einer verknöcherten Lehrerin, die mit ihrem harten Wesen nur zu oft Unglück über ihr Umfeld bringt. Da ich beim Hörbuch jeden Satz hören musste, fragte ich mich bald, weshalb dieses Buch so großartige positive Kritiken und Auszeichnungen bekam. Weil Olive Kitteridge so exzentrisch ist? Okay, man applaudiert dem Mut einer Autorin und eines Verlags zu einer kompromisslosen Protagonistin, aber dadurch habe ich nicht mehr Freude am Buch. Oder kommt die Begeisterung davon, dass die Protagonistin eine ältere Frau ist? Ja, das scheint durchaus plausibel - die Geschichten drehen sich viel um die Schrecken des Älterwerdens und die Vergänglichkeit des Lebens. Hierzu gibt es durchaus bewegende Momente und tiefgründige Gedanken. Aber dass ich mit der Protagonistin nicht warm wurde, ließ mich wenig emotionale Bindung zu den Geschichten herstellen, so dass das Bewegende und Tiefgründige nicht viel Eindruck bei mir hinterließ.Schade. 2 Sterne.