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Blues in New Iberia

Ein Dave-Robicheaux-Krimi, Band 22

(5 Bewertungen)15
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Taschenbuch
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Als kleiner Junge träumte Desmond Cormier immer davon, es allen zu beweisen. 25 Jahre später ist er ein erfolgreicher Filmproduzent. Durch einen Zufall entdeckt Detective Dave Robicheaux in der Nähe von Desmonds Strandhaus eine Leiche. Die junge Frau wurde gekreuzigt, der Mord gleicht einem Ritual. Bald werden weitere Menschen auf ähnliche Weise getötet und die Tatorte theatralisch inszeniert. Stecken vielleicht Mitglieder von Desmonds Filmcrew dahinter? Robicheaux traut niemandem. Jeder scheint etwas zu verheimlichen. Doch dann lässt sich seine Tochter Alafair ausgerechnet auf die Filmcrew ein und schon bald verspürt er eine unerklärliche Angst um sie . . .

Produktdetails

Erscheinungsdatum
01. Juli 2020
Sprache
deutsch
Auflage
Deutsche Erstausgabe
Seitenanzahl
592
Reihe
Dave Robicheaux, 22
Autor/Autorin
James Lee Burke
Übersetzung
Jürgen Bürger
Verlag/Hersteller
Originalsprache
englisch
Produktart
kartoniert
Gewicht
691 g
Größe (L/B/H)
210/145/52 mm
Sonstiges
Klappenbroschur
ISBN
9783865326843

Portrait

James Lee Burke

James Lee Burke wurde 1936 in Houston / Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. In der Küstenregion des »Bayou State« spielen auch die Krimis um Dave Robicheaux. Burke wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mehrfach mit dem Edgar Alan Poe Award, dem Hammett Prize und dem Deutschen Krimi Preis. Burke lebt mit seiner Frau auf einer Ranch in Montana und in New Iberia / Louisiana.

Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: »Mississippi Delta« (»Blut in den Bayous«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana« (»Im Schatten der Mangroven«) mit Tommy Lee Jones.

Pressestimmen

Besprechung vom 03.08.2020

Die Welt gehört den Toten

Was die Art eines Verbrechens alles verrät: James Lee Burke lässt seinen Ermittler Dave Robicheaux in einem unergründlichen Fall versumpfen.

Wenn ein Krimiautor künstlerisch alles richtig macht, hält sich die Auflage seiner Bücher meist im überschaubaren Bereich. Umgekehrt bedeutet das: Schriftstellerische Mängel und Stromlinienplots werden normalerweise mit gigantischen Absätzen belohnt. Ausnahmen wie Lee Child, Erfinder des Genre-Helden Jack Reacher, bestätigen diese Regel genauso wie etwa Don Winslow, der sein Talent früh unter Beweis stellte, dann aber zugunsten des Kontostands ästhetisch abgerüstet hat.

Anders liegt der Fall bei James Lee Burke. Wenn er wollte, könnte er sich dem großen Publikum öffnen und die Verkaufszahlen seiner Titel in die Höhe treiben. Stattdessen hat er im vergangenen Jahr den zweiundzwanzigsten Teil der Reihe um Ermittler Dave Robicheaux vorgelegt und darin die Kunst der Verunklärung auf ein neues Niveau gehoben. Dank der Beharrlichkeit des Bielefelder Pendragon Verlags, der die Serie hierzulande betreut, liegt "Blues in New Iberia" nun auf Deutsch vor.

Selbst hartgesottene Krimi-Adepten werden das Buch als Herausforderung empfinden: unübersichtlich die Handlung, verworren die Beziehungen, schleppend die Ermittlung. Genau genommen, kümmert sich Robicheaux kaum um ein systematisches Vorgehen. Vielmehr hängt er Tagträumen nach und lässt seine Gedanken frei mäandern. "Ich glaube nicht, dass Zeit linear fortlaufend ist", sinniert er, "ich glaube, die Welt gehört den Toten wie den Ungeborenen." Das erinnert an ein berühmtes Zitat aus der ersten Staffel von "True Detective" (2014), die ebenfalls in Louisiana spielt. Darin sagt der von Matthew McConaughey verkörperte Polizist Rust Cohle: "Die Zeit ist ein flacher Kreis."

In Burkes Thriller lösen sich Erfahrungsraum und Erwartungshorizont in einem atmosphärischen Ornament auf, welches sich vor allem den morastigen Bayous und Sümpfen verdankt: "Es herrschte einiger Wellengang in der Bucht, das Moos in den Bäumen war straff gespannt und die Boote auf ihren Hellingen schaukelten wie Bierdosen auf einer Welle." Schon nach wenigen Kapiteln scheint es egal zu sein, was sich ereignet hat oder passieren wird, weil die Hoffnungslosigkeit in surreal anmutenden Erinnerungen an den Vietnam-Krieg ebenso gegenwärtig ist wie im Alltag des Protagonisten. Davon zeugen eine schwarze Frau, die gekreuzigt im Meer driftet, ein Deputy Sheriff, der sich als Zuhälter versucht und mit einem Pfahl in Kehlkopf und Lunge endet, und ein Psychopath, der zwei Mafiosi mit einem Flammenwerfer röstet.

Der Feuerteufel heißt Smiley und hat schon im Vorgängerband für Furore gesorgt. Er ist kinderlieb, liest Comics und tritt als eine Art Deus ex Machina auf: Gerät das Geschehen in zu ruhiges Fahrwasser, erscheint Smiley und dreht durch. Das gelingt ihm schwungvoll genug, um der in Moll wabernden Southern-Gothic-Geschichte einige Dur-Töne aufzudrücken. Die anderen Figuren sind weniger schillernd: Desmond Cormier, frisch eingetroffener Hollywood-Regisseur, bringt aus Kalifornien zwar keinen Glamour, dafür aber ein verdächtiges Filmteam mit. Hugo Tillinger ist aus einem texanischen Gefängnis geflohen - er soll seine Familie verbrannt haben -, um in New Iberia einen undurchsichtigen Veitstanz aufzuführen. Die ans Kreuz genagelte Tote wiederum engagierte sich für das "Innocence Project" und hatte versucht, Tillinger vor der Todesspritze zu retten. Außerdem treibt ihre Leiche direkt vor Cormiers Strandhaus in den Wellen. Zwischen diesen Charakteren tummeln sich Prostituierte und Mitglieder der neonazistischen Aryan Brotherhood, es geht um Geldwäsche, kaputte Familien und das organisierte Verbrechen.

Je länger die Lektüre andauert, desto mehr Todesfälle sind zu beklagen. Statt der Lösung näher zu kommen, scheint sie in immer weitere Ferne zu rücken: "Wie konnte ich in einem Fall weitermachen, der sich zu einem Raum ohne Türen entwickelt hatte?" Vielleicht hilft die Literatur: "Jede dichterische Handlung steht entweder in der Bibel, der griechischen Mythologie oder dem Elisabethanischen Theater." Indem er Polizeiarbeit und Dichtung kurzschließt, entwickelt Robicheaux eine Poetik der Kriminalistik, deren Zentrum die Form, nicht der Inhalt bildet. Die Motive sind stets gleich: Eifersucht, Habgier, Rache und Angst. Allerdings verrät die Art des Verbrechens einiges über den Täter, der seine Opfer diesmal arrangiert wie Figuren auf Tarot-Karten.

Ständiger Referenzpunkt des Personals ist der Western "Faustrecht der Prärie" (1946). Sein Regisseur John Ford hat sich, genau wie Burke, gegen eine realistische Darstellung der Ereignisse entschieden, um eine mythisch überhöhte und moralisch eingefärbte Geschichte zu erzählen. Wer mag, kann historische oder gesellschaftliche Wahrheiten darin entdecken, eigentlich jedoch geht es um ein ästhetisches Verfahren. Beide Werke handeln von ethnischen Vorverurteilungen und der Frage, wie man persönliche Bedürfnisse und soziale Rücksichtnahme in eine sinnvolle Balance bringt. Robicheaux steht laufend vor diesem Problem, besonders beim Umgang mit seinem besten Freund Clete Purcel, der viel zu jungen, viel zu attraktiven Kollegin Bailey und seiner Adoptivtochter Alafair, die sich allzu sorglos auf die Filmcrew einlässt.

Burkes mal saloppe, mal enigmatische Sprache adäquat ins Deutsche zu bringen dürfte eine kaum lösbare Aufgabe sein. Daher klingt Jürgen Bürgers Übersetzung an einigen Stellen, als hätte sich Rainer Brandt die Dialoge von Bud Spencer und Terence Hill vorgeknöpft: "Wenn die uns krumm kommen, gibt's Rührei." Gleichwohl passt dieser Ton besser zur Welt eines Dave Robicheaux als formvollendetes Konfektionsdeutsch. James Lee Burke schreibt seit Jahrzehnten vorsichtig an den Gepflogenheiten des Genres vorbei. Den großen Bestseller wird er so nicht landen, künstlerisch aber macht ihm keiner etwas vor.

KAI SPANKE.

James Lee Burke: "Blues in New Iberia". Ein Dave-Robicheaux-Krimi.

Aus dem Amerikanischen von Jürgen Bürger. Pendragon Verlag, Bielefeld 2020. 584 S., br.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Von Manfred Fürst am 04.01.2021

Poetik der Kriminalistik

James Lee Burkes Robicheaux-Saga geht in die 22. Runde. Tommy Lee Jones und Alec Baldwin haben ihn bereits in Filmen verkörpert, aber auch darüber hinaus hat der Cop aus New Orleans die Krimi-Welt und seine Fangemeinde seit seinem ersten Erscheinen 1987 fest im Griff. Robicheaux ist ein Vietnam-Veteran und On-und-Off-Polizist aktuell bei der Mordkommission des Sheriff Department in New Iberia, Louisiana. Er ist der Archetyp des einsamen Ermittlers, ein typischer Vertreter des Noir-Krimis: Dave Robicheaux pfeift auf die Regeln, er trinkt zu viel, und er nimmt - wenn es sein muss - das Gesetz in seine eigene Hand. Desmond Cormier kehrt nach 25 Jahren als erfolgreicher Filmproduzent aus Kalifornien nach New Iberia zurück. Als armes Kind von den Großeltern im Chitimacha Indianerreservat aufgezogen. Eine junge Frau auf ein Holzkreuz genagelt wird an die Küste Louisianas angeschwemmt. Eine Mordserie nimmt ihren Anfang und die Drapierung eines jeden Toten entspricht einer Tarotkarte. James Lee Burke entwickelt auf dieser fast 600 Seiten starken Krimischwarte einen unglaublichen Plot, unheimlich und mysteriös zugleich. Die Hauptrollen des Polizeiapparats spielen Helen, die Chefin von Dave, abhängig von ihrer psychischen Verfassung mal mehr und mal weniger in Dave verliebt, Clete, Ex-Polizist, Detektiv und bester und loyaler Freund von Dave und Sean, junger Polizist, der noch in der Lernphase steckt. Besonders angetan und emotional überwältigt ist Dave jedoch von einer neuen, viel zu attraktiven und viel zu jungen Kollegin Bailey Ribbons, deren Namen er für "sehr schön" hält und nicht nur das¿ Es ist nervtötend wie Burke dieses "Soll er es tun oder sein lassen" in die Länge zieht: Dave tut es und lässt es. Zwei ungustiöse Polizisten: Axel und Frankie. Alle schillernden Mitglieder der Filmcrew sind verdächtig: Desmond Cormier selbst, sein bester Freund Antoine Butterworth und Lou Wexler, der mit Daves Tochter Alafair anbandelt und damit den Beschützerinstinkt von Dave aktiviert. Noch zwei nicht gänzlich unsympathische Typen treten auf: Tillinger, entflohener Sträfling, der sein Haus samt Familie (natürlich) NICHT abgefackelt hat Und Smiley, Feuerteufel und Auftragskiller der Mafia, dem man wegen seiner ausgefeilten Tötungstechniken besser nicht blöd kommen sollte. Die Handlung ist ähnlich unübersichtlich wie das Bayou Louisianas, die schwer zugängliche Sumpflandschaft des Mississippi-Mündungsdeltas. So zauberhaft das Bayou ist, so zauberhaft kann Burkes Blues in New Iberia sein, wenn sich der Leser denn verzaubern lässt. Mögen manche Dialoge wie Sprechblasen eines Comics wirken, ist der Schreibstil mit der deutschen Übersetzung hochklassig: "Sein Gesicht erinnerte mich an ein leeres Blatt Papier, das sich auf glühenden Kohlen zusammenzog. Grausamkeit hat viele Erscheinungsbilder. Am wenigsten attraktiv sind sie, wenn man sie in sich selbst entdeckt" (S. 33). "Das Böse hat einen Geruch. Es ist eine Präsenz. Die ihren Träger verzehrt. Wir leugnen es, weil wir dafür keine plausible Erklärung haben. Es riecht nach Verwesung innerhalb von lebendem Gewebe" (S 70). Burke lässt Robicheaux auf den Punkt kommen: "Normalerweise beinhaltet die Motivation eines jeden Mordes Sex oder Geld oder Macht oder eine beliebige Kombination aus diesen dreien" (S. 107). Eine philosophische Anwandlung Robicheauxs am Ende eines Gesprächs mit Bailey: "Ich wollte nicht gehen. Ich wollte Jahrzehnte jünger ein. Ich wollte alles sein, nur nicht was ich war. Leider kann es in einem gewissen Alter zum festen Bestandteil des Lebens werde, etwas sein zu wollen, was man nicht sein kann, oder etwas haben zu wollen, was man nicht haben kann" (S. 113). Das Alter von Robicheaux gibt Rätsel auf. Belegt ist sein Alter von 49 Jahren im dritten Band (1989), dann wäre er 2020 etwa 80 und würde sich dem Alter seines Schöpfers annähern. Auf jeden Fall ist Dave noch immer voller Saft und Kraft. Blues in New Iberia ist ein Kriminalroman mit viel Raum für Abschweifungen, vor allem Dave hängt seiner Vergangenheit in Vietnam nach und schwelgt zwischen Wahn und Wirklichkeit hin und her. Zeitweise bewegt er sich in surrealen Sphären bis Realität auf Magisches trifft. Eines ist noch hinzuzufügen: Nach etwa 550 Seiten ist der Leser am Rande des W*, hat mehrfach die Entscheidungen über den Täter über den Haufen geschmissen, glaubt, in einem Geistesblitz dem richtigen Täter auf der Spur zu sein, was sich am Ende als völlig abstrus herausstellt. James Lee Burke hat den Blues, und er beherrscht ihn! Cover Es ist der Ausschnitt einer Aufnahme von Christophe Papke mit dem Titel "Miami Storm". Miami ist nur ein paar Flugstunden von New Iberia entfernt.
LovelyBooks-BewertungVon mapefue am 04.01.2021
Dave Robicheaux versumpft in einem unergründlichen Fall