*2,5 SterneIch lese viele Krimis und würde mich deshalb als versierten Krimileser bezeichnen, der auch ganz gut beurteilen kann, ob und wann ein Krimi etwas taugt oder nicht. "Die Affäre Alaska Sanders" ist kein guter Krimi und das hat mehrere Gründe.Zum einen ist er viel zu lang, obwohl die Handlung recht simpel ist. Joël Dicker wiederholt jedoch alles, bis es auch der letzte Leser kapiert hat. Alles wird ermüdend in endlosen Gesprächen, sinnlosen (!!) Rückblenden und weiteren Gesprächen wiedergekäut. Dadurch wird die Handlung unnötig aufgebläht, obwohl zweihundert Seiten weniger auch ausgereicht hätten.Dickers Roman setzt auf Effekthascherei, was wahrscheinlich auch vielen gefällt und vielleicht auch der Grund ist, warum viele diesen Roman so genial finden. Dabei handelt es sich schlicht und ergreifend um viele Rückblenden, die oftmals völlig nutzlos sind und einen auch aus dem Lesefluss reißen, weil es viel zu viele sind und die Handlung auch unnötig verkompliziert wird.Das alles wäre noch gar nicht so schlimm, wenn wenigstens die Charaktere etwas taugen würden. Nur leider sind diese so platt, klischeehaft und uninteressant, dass ich wirklich ein paarmal überlegt habe, ob ich das Buch nicht abbreche. Marcus Goldman ist ein völlig konstruierter Charakter. Er definiert sich nur über seine Eigenschaft als Autor (dazu gibt es viele Querverweise zu Dickers vorherigen Romanen; teilweise tauchen auch Figuren aus denselben noch einmal auf), der ein paar Probleme mit Frauen hat. Darüber hinaus gelingt es Dicker nicht, seiner Hauptfigur Tiefe zu verleihen, woran man sieht, dass Joël Dicker als Autor nicht so viel drauf hat und sich hauptsächlich auf die Fangemeinde, die er mit seinem ersten Roman gewonnen hat, verlässt.ABER:Man muss auch sagen, dass sich der Roman schnell lesen lässt, obwohl er so dick ist.Man muss ihm auch zugute halten, dass es einige interessante Wendungen gibt, die allerdings sehr konstruiert wirken und auch wieder nur als Effekthascherei eingesetzt werden.Wer also einen guten Krimi sucht, sollte diesen Roman nicht lesen. Allgemein ist "Die Affäre Alaska Sanders" auch keine (gute) Literatur, sondern durch cleveres Marketing in die Bestsellerlisten gehievt wurde.