Diese Trilogie kommt leider nicht an die älteren Bände von Abercrombie heran. Sowohl Figuren als auch Plot sind schwächer.
"Kriegsklingen" und die Folgebände haben mir sehr gut gefallen. Leider kommt die neue Trilogie nicht an die alten Bücher heran. Insgesamt bleibt das Buch aber lesenswert. Schreibstil: Der Schreibstil ist flüssig und inzwischen auch routinierter als beim Erstlingswerk "Kriegsklingen". Leider ist einiges von dem Humor, der die früheren Bücher eben auch ausgezeichnet hat, verloren gegangen - nicht weg, aber eben weniger. Das ist vielleicht auch den schwächeren Charakteren geschuldet. Die Kapitel sind eher kurz, das macht sie angenehm zu lesen, also ein Pluspunkt. 4,5 Sterne Charaktere: Die Figuren besitzen durchaus eine Tiefe und Ambivalenz, die man in anderen Büchern vergeblich sucht. Allerdings muss man auch hier sagen: Sie kommen nicht wirklich an die Figuren aus der ersten Trilogie heran. Hinzu kommt, dass sie alle relativ jung sind und wir es daher auch teilweise mit Coming-of-Age-Themen zu tun haben, die schnell mal ein wenig abgegriffen sein können. 4 Sterne Handlung und Struktur: Die Handlung ist mein größter Kritikpunkt. Ich habe mich viele Seiten gefragt, worum es hier überhaupt geht. Man folgt den Figuren durch einen kleinen Abschnitt in ihrem Leben, aber was ist eigentlich der rote Faden, der größere Handlungsbogen? Im Verlauf gibt es noch interessantere gesellschaftliche Entwicklungen, aber die wirken doch ein wenig isoliert in dem doch über 700 Seiten schweren Buch. Hin und wieder gibt es ein paar Kunstgriffe (z.B. wenn bestimmte Ereignisse aus der Sicht von verschiedenen Akteuren erzählt werden), aber bisher auch noch nicht in dem Ausmaß der ersten Trilogie, wo es viele bewusste Wiederholungen und Brechungen gab. 2,5 Sterne Tiefgang: Den besitzen Abercrombies Bücher durchaus, denn sie reflektieren die menschliche Psyche und die Sicht der Menschen auf die Welt, die oftmals romantisch verklärt ist. Gegen diese Verklärung wenden sich die Texte und zeichnen ein realistisches, zynisches Bild der Wirklichkeit. Im Gegensatz zu anderen Büchern des Genres sind Gewaltdarstellungen deshalb auch keine platt eingesetzten Schocker, sondern zeigen eben auch nur auf, dass die Realität eben nicht so rosarot ist wie in vielen Geschichten, die sich Menschen erzählen. 5 Sterne Worldbuilding: Die Welt, in der "Zauberklingen" spielt, ist nicht raffiniert ausgestaltet, aber sie funktioniert. Das Setting entspricht der Industrialisierung, die allmählich an den schon aus der ersten Trilogie bekannten Schauplätzen ankommt. Deswegen haben wir es hier nicht mit stereotyper Mittelalter-Fantasy zu tun, was in meinen Augen positiv ist. Auch, dass sich die Welt nicht wie in manchen anderen Fantasy-Romanen statisch bleibt, sondern sich technisch fortentwickelt, ist ein Plus. 4,5 Sterne Wer Abercrombie vor allem wegen der zynischen Weltsicht und den vielschichtigen Charakteren liest, kann bei diesem Buch auch wieder zugreifen. Das Niveau der vorherigen Trilogie wird aber leider nicht erreicht, zumindest in diesem ersten Band. Ich werde wahrscheinlich weiterlesen und schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Gesamtwertung: 4,1 Sterne, macht gerundet 4 Sterne