Der mittlerweile 18. Roman von John le Carré erschien 1996 unter dem Originaltitel "The Tailor of Panama". Harry Pendel ist ein erfolgreicher Schneider in Panama City, der die Elite des Landes und hochrangige amerikanische Militärs zu seinen Kunden zählt. Dennoch ist er hoch verschuldet, weil er sich beim Kauf einer Reisfarm hereinlegen ließ. Außerdem hat er seiner gesamten Umgebung inklusive seiner Frau seine kriminelle Vergangenheit verschwiegen. Das macht ihn für den windigen neuen Agenten des britischen Auslandsgeheimdienstes in Panama, Andrew Osnard, erpressbar, der weniger die Interessen seines Landes, dafür umso mehr seine eigenen finanziellen Interessen verfolgt. Da Osnard ihm obendrein verspricht, ihn von seinen Schulden zu befreien, ist Pendel bereit, für Osnard als Spion zu arbeiten. Doch weil er als Spion nicht taugt, in keiner Weise, erfindet er für Osnard allerlei Berichtenswertes. Das ist am lohnendsten, wenn es Dinge sind, die der Agentenführer und seine Vorgesetzten gerne hören möchten.Dieser Roman ist anders als die bisherigen Romane le Carrés als Satire oder Komödie zu verstehen. Zwar gibt es in diversen Vorgängerbänden ebenfalls komödiantische Elemente oder Passagen, doch diesmal ist das gesamte Werk eine Spionagekomödie. Beide Protagonisten, sowohl Pendel als auch Osnard, sind als liebenswerte Gauner bzw. einfallsreiche Dilettanten dargestellt. Keiner der beiden ist ein ehrlicher Mann, aber keiner ist auch wirklich bösartig. Vielmehr nehmen es beide nicht so genau mit Anstand und Moral, wenn es um das eigene Wohlbefinden geht. Sie wollen anderen dabei im Grunde nicht schaden, nehmen das aber in Kauf.Es ist für den Leser nicht immer einfach, zu unterscheiden, was jetzt in dieser Geschichte ernst gemeint und was eine Erfindung ist. Das ist jedoch nicht die eigentliche Schwäche des Romans. Die besteht darin, dass der Autor viele Begebenheiten und Details, z.B. die Rekrutierung Osnards durch seinen Gebietsleiter Luxmore sehr, sehr ausführlich auswalzt. Daran krankt der ganze Roman, denn so dehnen sich auch ganz witzige Passagen so lange, bis sie langweilig werden. Auf der anderen Seite überschlagen sich die Ereignisse zum Ende hin und entsteht ein völlig wirres Durcheinander, das an schlechten Slapstick erinnert. Das hätte eine pfiffige und unterhaltsame Story sein können, wenn sie um drei Viertel kürzer geraten wäre und Maß und Mitte gewahrt hätte zwischen Langeweile und Überstürzung. Es gibt einige ganz nette Passagen zwischendrin, aber als Leser ist man doch froh, wenn es zu Ende ist. Schade drum. Zwei Sterne.