Anton Reiser wächst als ungeliebtes Kind in einer Familie auf, in der sich die Eltern nicht einmal über ihre Religion einig werden können. Aufgrund körperlicher Gebrechen und permanenter Ablehnung durch Vater und Mutter, flüchtet sich Anton in die Welt der Bücher und Geschichten. Autodidaktisch begabt und wissenshungrig kämpft er für eine Schulausbildung, erlebt allerlei herbe Rückschläge und reibt sich so sehr auf, dass er sogar einen Selbstmordversuch begeht...Karl Philipp Moritz' Werk "Anton Reiser" ist ein autobiographischer Roman, in welchem Moritz möglichst viele pathologische Seelenzustände beschreiben wollte, da es als Exempel in dem von ihm herausgegebenen "Magazin zur Erfahrungsseelenkunde" erscheinen sollte. Dementsprechend hoch ist die Informationsdichte. Geschildert wird ein Bildungsversuch, der immer wieder scheitert und dadurch sowohl den Protagonisten, als auch den Leser deprimiert. Aufgrund der Vermischung von Autobiographie und auktorialem Erzählen ist die Sicht auf Antons Gefühle und seinen Lebensweg nicht immer objektiv und führt zu Ungereimtheiten. Trotz allem ist der Roman für jeden zu empfehlen, der sich mit der frühen Psychologie des 18. Jahrhunderts auseinander setzen möchte.