Circe wird als Tochter des Sonnengottes Helios und der Nymphe Perse geboren. Doch schon bald fällt auf, dass sie Eigenschaften in sich trägt, die weder ihre Eltern noch ihre Geschwister oder andere Verwandte besitzen. Diese Eigenschaften machen sie zu einem Sonderling in ihrer Familie, ausgegrenzt und auf sich allein gestellt. Doch Circe ist neugierig und erforscht sich und ihre Umwelt. Nach einem schockierenden Ereignis, das sie auslöst, wird sie verbannt. Auf eine kleine Insel im Meer...Madeline Miller hat eine fiktive Biografie über das Leben der Zauberin Circe geschrieben, die sich an bekannten Ereignissen der griechischen Mythologie entlangtastet. Dieses Buch hat mich beeindruckt und nachdenklich gestimmt.Die Geschichte wird vor allem von den Gedanken Circes getragen, die sich zwischen und an den Wendepunkten ihres Lebens abspielen. Die Art und Weise, wie die Autorin das Innenleben der mythologischen Person beschreibt, ist faszinierend und überzeugend. Ich habe die Handlungen von Circe aus der Sicht von Madeline Miller während des Lesens nicht in Frage gestellt.Die mythologischen Personen, Ereignisse, Orte und Wesen werden von der Autorin so eindrücklich geschildert, dass ich sie immer vor Augen hatte. Gerade die Götter in ihrer ganz eigenen Sicht auf sich selbst und die Welt waren in ihrem Handeln nicht charakterfremd. Sie waren genauso arrogant, intrigant und teuflisch verführerisch, wie sie in der Mythologie beschrieben werden. Am besten hat mir die Reise von der Insel Circes nach Kreta zu ihrer grausamen Schwester Pasiphaë gefallen. Der Aufenthalt auf Kreta, die Interaktionen mit ihrer Schwester und Daidalos sowie die Geburt des Minotaurus sind spannend und sorgen für Nervenkitzel pur.Die vielen Emotionen, die sowohl die Protagonistin als auch mich als Leserin durchlaufen haben, haben mich zum Grübeln gebracht. Während des Lesens habe ich oft auf einen großen Racheschlag gewartet, da Circe von so vielen Charakteren in ihrem Leben schlecht behandelt wurde. Der blieb jedoch aus.Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, verstehe ich das. Sie hat aus Impulsivität und Ungeduld einige fatale Dinge getan, die sie später bereut hat. Sie hat daraus gelernt. Circe hat sich mehr und mehr darauf konzentriert, was sie kann, was sie möchte, wie ihre Umwelt darauf reagiert und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Für mich war das eine sehr wünschenswerte und starke Charakterentwicklung. Es hat mir Spaß gemacht, zu sehen, wie viel ich schon über mythologische Gottheiten und Ereignisse weiß. Während des Lesens habe gedanklich Häkchen setzen und ein oder zwei Handlungsstränge vorhersagen können. Daher kann ich die Geschichte jedem empfehlen, der sich für die griechische Mythologie begeistern kann und weitere Nacherzählungen lesen möchte. Vor allem jüngere Lesefreund*innen, die die Bücher von Rick Riordan verschlungen und geliebt haben, werden hier leicht Anschluss finden.Dieses Buch hat in mir die Lust auf weitere Geschichten von Madeline Miller geweckt. Ich werde dieses Buch auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich bin der Meinung, dass es die Aufmerksamkeit zu Recht verdient hat. "Circe" wird nicht das einzige Buch bleiben, das ich von der Autorin lesen werde.