Beschrieben wird eine sensible Frau und Mutter, die es anderen stets recht machen möchte und durch ihrer Job, die Wochenendbeziehung mit ihrem Mann und der Care-Arbeit überlastet ist. Es ist die Geschichte einer namenlosen Protagonistin Ende dreißig - mit der sich bestimmt viele Frauen identifizieren können -, die im Zug eine Panikattacke erlebt, worauf man sie ein Jahr auf ihrem Heilungsweg begleitet. Diese Einblicke in Hilfsangebote, Bewältigungsstrategien und Erfolge fand ich besonders gelungen, weil sie einen Eindruck vermittelt, wie es ablaufen könnte und damit einen großen Mehrwert und Inspiration bieten. Das ist nicht nur interessant, sondern auch ermutigend und bietet viele Denkanstöße. Darauf liegt auch der Fokus. In rückschauenden Abschnitten blickt die Protagonistin auf herausfordernde Ereignisse zurück und versteht dadurch auch ihre gegenwärtige Situation besser - vor allem ihre Angst. Die hat mittlerweile mit einem reichen Portfolio die Kontrolle übernommen und schränkt ihren Alltag und ihre Möglichkeiten ein. Der sehr gut lesbare Schreibstil macht es leicht, ihren Prozess auf sich wirken zu lassen. Man kann ihre Scham nachvollziehen und weshalb sie lange nicht über ihre psychischen Probleme spricht, und die Erleichterung, als sie einen Therapieplatz angeboten bekommt. Tessa Randau hat ihre eigenen Erfahrungen einfließen lassen und dadurch eine ratgebende und real wirkende Geschichte geschrieben, die den Zeitgeist trifft, indem das Weltgeschehen durch Krisen, Kriege und Katastrophen ebenso eine Belastung darstellt, wie der tägliche Verantwortungsdruck. Es sind die Gespräche mit ihrer Therapeutin, die eine wohlwollende Richtung vorgeben, ihre persönlichen Mutausbrüche und Fortschritte und ihre großes Glück mit den Menschen, die ihr verständnisvoll helfen, wie Frau Bäumle. Ich will mein Leben nicht mehr nur erdulden. Ich will es gestalten.
«Mut beginnt im Herzen - Lass deine Ängste los und lerne fliegen» gibt viele Impulse und macht Mut. Man bekommt eine Vorstellung davon, wie es ist, mit einer Angststörung zu leben. Dadurch entsteht Mitgefühl und Verständnis. Es geht nicht darum, keine Angst mehr zu haben. Es geht darum, die Dinge trotz Angst zu tun. Es werden vielfältige Themen angesprochen und es gab einige Textstellen, die haben mir aus dem Herzen gesprochen oder mich zum Nachdenken angeregt. Ich würde es allen empfehlen, die einmal nachvollziehen möchten, wie es Menschen mit Angststörungen ergeht oder sich Anregungen wünschen, um wieder mehr Sicherheit zu erlangen.