Remy Eyssen - Das Grab unter Zedern
Der Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter trifft im Lebensmittelladen den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Vater von Amelie, die er umgebracht haben soll. Die Leiche wurde nie gefunden und auch das Gericht sieht keinerlei Beweise, das er der Täter ist, weswegen er nach sechs Jahren endlich frei kommt. Er ist davon überzeugt das der neue Ehemann seiner Ex-Frau etwas mit dem Verschwinden der Tochter zu tun hat.
Leon, der ein inniges Verhältnis zur stellvertretenden Polizeichefin Isabelle Morell pflegt, hat da eine ganz andere Idee. Doch im Moment muss er sich beruflich neu orientieren, denn sein direkter Vorgesetzter hat ihm Dr. Bodin zur Seite gestellt und man hört es munkeln, dass Leon entlassen werden soll. Als sich die Leichen plötzlich stapeln, ermittelt Leon auf eigener Faust und findet einen Hinweis...
Doch schon bald schweben er und Isabelle in Lebensgefahr... denn der Täter von damals ist auch heute noch sehr aktiv.
"Das Grab unter Zedern" ist der vierte Fall von Dr. Leon Ritter, die Vorgänger kenne ich aber nicht. Es fiel mir zwar nicht schwer in der Geschichte anzukommen, die modern und flüssig geschrieben ist, allerdings blieb hier einfach der Wow-Effekt aus.
Es ist ein solider Krimi, mit vielen Wendungen, einigen Überraschungen, einges war auch zu erwarten und vorhersehbar, aber insgesamt blieb die Story oberflächlich und irgendwie auch emotionslos.
Die Fakten werden heruntergerasselt, gerade das Finale war richtig gehend enttäuschend, teilweise nicht so wirklich nachvollziehbar und die Story wirkte insgesamt etwas unstimmig.
Auch wenn es einige Tote gibt, es den einen oder anderen spannenden Moment gab, hat mich die Story nicht vollends überzeugen können.
Schön sind die malerischen Beschreibungen der Handlungsorte. Alles ist auf Genuß ausgelegt, sodass man die Idylle des Weinberges, das Essen oder Trinken, die Düfte fast selbst wahrnehmen kann.
Auch die Charaktere wirken überwiegend facettenreich und lebendig ausgearbeitet mit all ihren Ecken und Kanten.
Leon fand ich sehr sympathisch, wenn auch etwas distanziert. Eine wirkliche Nähe konnte ich nicht zu ihm aufbauen, aber trotzdem hat er mir mit seinen Prinzipien und Eigenarten gut gefallen. Ich finde gut, dass er kein Blatt vor dem Mund nimmt, er ist kein Mitläufer und deswegen polarisiert er.
Isabelle war ebenfalls sympathisch, sie wirkte zugänglicher und auch wenn sie tough ist, hatte ich das Gefühl, dass sie aufgeschlossener und liebenswerter wirkte als Leon.
Lilou konnte mich von Anfang an von sich überzeugen, herzlich und liebenswert, hat sie der Geschichte etwas besonderes gegeben.
Ich persönlich finde, der Krimi hätte von allem etwas mehr gebraucht: Mehr Spannung, mehr Emotion, mehr überraschende Wendungen, mehr Wow, dennoch ist die Grundidee toll, auch wenn es noch Potenzial gegeben hätte.
Es ist wie es ist und da ich den ersten Band im Bücherregal habe, werde ich ihn auch lesen und Leon sowie dem Autor noch eine Chance geben, vielleicht sehe ich dann diesen Fall mit ganz anderen Augen.
Das Cover gefällt mir gut, passt zur Reihe und auch zum Buch.
Fazit: solider Krimi. 3 Sterne.