Legenden sind Erzählungen von einem beispielgebenden Streben nach einem Ideal. Geschrieben als Mahnwort gegen Gewalt, als Fürspruch der Menschlichkeit, als Forderung auf das Recht individueller und zugleich der Gemeinschaft verpflichteter Freiheit: die erste 1916 während des Krieges, die zweite 1921 im Ausklingen der Kriegserfahrung, die dritte 1926 in einer Zeit des wieder Ausdruck suchenden Bewusstseins der eigenen Verwurzelung, die vierte 1936, als die Bedrohung ins Unabwendbare wuchs.
Die Menschen in Stefan Zweigs Legenden suchen Gott und sich selbst und verzweifeln an ihrem Glauben, ohne das Hoffen auf einen Sinn im Leben aufgeben zu können. Die Legenden zeigen tatsächlich Lebensprinzipien an. Zweif formuliert die Legenden als eine Art Wertsystem, was besonders bei der Virata-Figur zum Ausdruck kommt. Ausgegangen von einer an sich pädagogischen und kulturkritischen Motivation der Zweigschen Legenden muss der Kritiker dennoch feststellen, dass Zweig an eine Grenze stieß, die wieder ins Literatische einfloss.