Religionspädagogische Theoriebildung ist bis heute gekennzeichnet durch eine thematische Fokussierung auf Fragen religiöser Erziehung und Bildung. Wie gegenwärtige Kommunikationsblockaden im Verhältnis von Theologie und Pädagogik zeigen, sind die Folgewirkungen dieser Spezialisierungsstrategie durchaus ambivalent: Sie erhöht zwar die fachliche Kompetenz von Religionspädagogik, verringert aber auch die Reichweite ihrer Forschungsperspektive. Vor diesem Hintergrund gewinnt das bislang nur wenig erforschte Werk des evangelischen Theologen und Pädagogen Friedrich Delekat (1892-1970) besondere Aktualität. Denn es steht profiliert für einen interdisziplinär weiter ausgerichteten Reflexionstypus, der auf das Gesamtverhältnis von Glaube und Erziehung bezogen ist und pädagogische Grundfragen aus evangelischer Sicht wissenschaftlich bedenkt. Als einflussreicher Akteur in den pädagogischen Zentraldiskursen der Weimarer Ära und führender Erziehungstheoretiker der Bekennenden Kirche hat Delekat bis in die 1960er Jahre hinein um eine zeitgemäße Antwort auf die Frage nach der evangelischen Erziehungsverantwortung gerungen. Henrik Simojoki erschließt das vielschichtige Werk Delekats in seinen biographischen, zeitgeschichtlichen und diskursiven Kontexten. Er führt damit die neuerdings wieder intensivierten Bemühen, Religionspädagogik im Kontext kirchlicher Zeitgeschichte zu deuten, an einem exponierten Beispiel weiter. Die Ausführungen münden in grundsätzliche Überlegungen über die disziplinäre Ausrichtung der Religionspädagogik als Vermittlungswissenschaft im Spannungsgefüge von Theologie und Pädagogik, Kirche und Staat, Christentum und Kultur.
Geboren 1975; Studium der Evangelischen Theologie in Heidelberg, Tübingen und Erlangen; 2007 Promotion; 2012 Habilitation; Vertretung des Lehrstuhls für Religionspädagogik an der Universität des Saarlandes.