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Fräulein Nettes kurzer Sommer

Roman

(77 Bewertungen)15
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Buch (gebunden)
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Karen Duves so trocken-lakonischer wie bitter-ironischer Roman über die junge Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Das historisch genaue Porträt einer jungen Frau in einer Welt, in der nichts so blieb, wie es war.

Fräulein Nette ist eine Nervensäge! Dreiundzwanzig Jahre alt, heftig, störrisch und vorlaut, ist sie das schwarze Schaf, das nicht in die Herde ihrer adligen Verwandten passen will. Während ihre Tanten und Cousinen brav am Kamin sitzen und sticken, zieht sie mit einem Berghammer bewaffnet in die Mergelgruben, um nach Mineralien zu stöbern. Die Säume ihrer Kleider sind im Grunde immer verschmutzt!

Das Schlimmste aber ist ihre scharfe Zunge. Wenn die Künstlerfreunde ihres Onkels August nach Bökerhof kommen, über Kunst und Politik sprechen, mischt sie sich ungefragt ein. Wilhelm Grimm bekommt bereits Panik, wenn er sie nur sieht.

Ein Enfant terrible ist sie, wohl aber nicht für alle. Heinrich Straube, genialischer Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde, fühlt sich jedenfalls sehr hingezogen zu der Nichte seines besten Freundes. Seine Annäherungsversuche im Treibhaus der Familie bleiben durchaus nicht unerwidert. Allerdings ist er nicht der einzige. Was folgt ist eine Liebeskatastrophe mit familiärem Flächenbrand.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
07. September 2018
Sprache
deutsch
Auflage
12. Auflage
Seitenanzahl
592
Autor/Autorin
Karen Duve
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Abbildungen
1 farbige Karte, 1 farbiger Stammbaum
Gewicht
790 g
Größe (L/B/H)
220/150/47 mm
ISBN
9783869711386

Portrait

Karen Duve

Karen Duve


, 1961 in Hamburg geboren, lebt in der Märkischen Schweiz. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihre Romane

Regenroman

(1999),

Dies ist kein Liebeslied

(2002),

Die entführte Prinzessin

(2005) und

Taxi

(2008) waren Bestseller und sind in 14 Sprachen übersetzt. 2011 erschien ihr Selbstversuch

Anständig essen

, 2014 ihre Streitschrift

Warum die Sache schiefgeht

. Die Verfilmung ihres Romans

Taxi

kam 2015 in die Kinos. 2016 sorgte sie mit ihrem Roman

Macht

für Aufruhr und wurde mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (2017) ausgezeichnet. Für ihren Roman

Fräulein Nettes kurzer Sommer

(2018) wurde Karen Duve mit dem Carl-Amery-Preis, dem Düsseldorfer Literaturpreis und dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet.


Pressestimmen

600 fabelhafte Seiten ( ) Eine Momentaufnahme von großer Tiefe, zugleich ein historischer Roman ohne jede Tümelei. Vieles, was auf den Straßen der Republik gerade zu Schaum vor dem Mund führt, lässt sich mit diesem Buch besser verstehen, viel deutscher Un- und Fehlsinn dort in seiner Entstehung hochkomisch verfolgen. Erschütternd, bei aller Leichtigkeit der Lektüre, die buchstäbliche wie psychische Einschnürung des weiblichen Lebens in einer Epoche, die als bürgerlicher Aufbruch gilt. Elke Schmitter, Der Spiegel

Unterhaltsam-distanziert und stilistisch souverän. (...) Es geht um weit mehr als um eine Anekdote im Leben einer jungen Frau, die trotz aller Ressentiments ihrer Zeit zu einer der bedeutendsten Dichterinnen wurde. Es geht um das Porträt einer ganzen Epoche, das Karen Duve so entzückend romantisch und zynisch-nüchtern aufschreibt. Fräulein Nette ist ein großer Lesespaß. Britta Schmeis, spiegel.de

Duve erzählt ganz lebendig, mit einem heutigen, pointierten Blick. ( ) Eine wunderbare und wortgewandte Hommage an eine Frau in einer Zeit, für die sie nicht taugte. Und die eigentlich zu früh geboren wurde. Natascha Geier, NDR Kulturjournal

Ironisch-bissig (...) Ein unterhaltsames Buch und packendes Zeitporträt, das auf jeder Seite Spaß macht.

Duve läßt eine Zeit lebendig werden, die längst vergangen ist und einem doch ganz nah kommt. (...) Karen Duve erzählt (...) mit großer Liebe zum historischen Detail, gnadenlos entlarvend und bis zur letzten Seite packend. Sie erzählt die Geschichte einer Frau, die sich nicht anpassen will, die aber nicht ausbrechen kann, der von den Männern übel mitgespielt wird, die liebt und scheitert und dann doch eine weltbekannte Schriftstellerin wird. Johannes Schröer, Domradio

Karen Duve gelingt das Kunststück, ein hinreißend kurzweiliges Bild vom nur scheinbar betulichen Biedermeier zu zeichnen. In seinem Zentrum ein hochbegabter Irrwisch, der mit Hass und Tücke in die Knie gezwungen wird, sich aber nicht brechen lässt: Annette von Droste-Hülshoff, plötzlich quicklebendig. Frauke Meyer-Gosau, Süddeutsche Zeitung

Ein toller Roman, weil er gleichzeitig zart und sarkastisch ist, weil er mitfühlend und lakonisch ist. ( ) Duve erzählt mit großer Lust und Leidenschaft. Thea Dorn, ZDF Das literarische Quartett

Ich war zunächst ein bisschen skeptisch, weil ich dachte: Historischer Roman kann die das? Karen Duve kann das sehr, sehr gut. Denis Scheck, ZDF Das literarische Quartett

Duve findet, scheinbar ohne Mühe, eine Sprache, die Wahrscheinlichkeit für gestern wie heute besitzt. Da spürt man unterm Kostüm die Herzen schlagen. (...) Es entsteht das komplette Porträt einer Epoche in ihren Charakteren. In deren Gestaltung liegt das wahre Verdienst Duves. (...) Ein Buch also, das sich sehr gut lesen lässt; das ohne Altertümelei und ohne Anbiederung an die Gegenwart das lebendige Bild von einer fernen Zeit entwirft. Burkhard Müller, Die Zeit

Eine epische Reise in die Zeit der Brüder Grimm und Annette von Droste-Hülshoff und gleichzeitig eine unmögliche Liebesgeschichte. Carolin Courts, SWR 2

Duve hat einen historischen Roman geschrieben, der als Blaupause für die Gegenwart taugt. Die Verwirrungen, von denen hier aus dem hessisch-westfälischen Grenzland erzählt wird, sind Verwirrungen, die man heute in Sachsen wiederfindet. Und, nein, wirklich lustig ist das nicht, auch wenn Duves Schreiben einem immer wieder ein Grinsen entlockt. Falk Schreiber, Hamburger Abendblatt

Der Roman hat Kopf, Herz und Witz: Ein widerspenstiges, nerviges Freifräulein, das genug hat von Geduld und anmutiger Einfachheit, bahnt sich mit spitzer Zunge, Feder und Hammer einen Weg ins Freie. `Der Droste würde ich gerne Wasser reichen , schrieb Sarah Kirsch einmal. Duve kann und tut es. Martin Halter, Berliner Zeitung

Hinreißend erzählt, aus Spaß am Erzählen, ohne jede Angeberschlaufe, ohne jeden effektheischenden Trick. Alexander Solloch, NDRkultur

Der unterhaltsamste und erhellendste historische Roman seit langem eine Vermessung der Welt um 1815 aus der Perspektive einer Frau. Thomas Böhm, radio eins

Karen Duve erzählt überaus farbig, mit viel Zeitkolorit, gestützt auf das reichliche dokumentarische Material aus einer Zeit, als die Leute sich lange detaillierte Briefe schrieben. Die Brüder Grimm treten auf, Hoffmann von Fallersleben, der Dichter Kotzebue und sein Mörder Sand, der junge Heinrich Heine und viele andere mehr. (...) Ein überaus interessantes Buch mit scharfem Witz. Katharina Döbler, Deutschlandfunk Kultur

Besprechung vom 06.10.2018

In die Schulbücher eingehen, das hätte sie nicht gewollt

Karen Duves Romanporträt "Fräulein Nettes kurzer Sommer" begleitet Annette von Droste-Hülshoff durch entscheidende Lebensjahre.

Von Andrea Diener

Dieses Freifräulein Annette ist ein seltsames Wesen: Stickt nicht, strickt nicht, stattdessen schreibt sie Gedichte, und zwar viel zu abgründige, um sie der Großmutter zum Geburtstag zu schenken. Morgens verschwindet sie mit dem Hammer in den Wald, um Mineralien zu sammeln, und wenn die Männer reden, weiß sie es oft besser und fällt ihnen ungefragt ins Wort. Annette kämpft den ewigen Kampf der klugen Frau, die auf den ihr angeblich zustehenden Platz verwiesen wird, und das meistens von Männern, die deutlich weniger brillant sind als sie. Dieses in den Augen ihrer Zeitgenossen vorlaute Fräulein Nette wird später als Annette von Droste-Hülshoff mit ihrer "Judenbuche" in den Kanon schulbuchgeeigneter Novellen eingehen, mit der Generationen junger Menschen traktiert und nicht selten gelangweilt werden.

Das hätte sie wohl nicht gewollt. Jedenfalls nicht jene Annette, die in Karen Duves Roman als "Fräulein Nette" durch drei Sommer hindurch begleitet wird. Es sind entscheidende Jahre in ihrem Leben. Durch ihren Onkel August von Haxthausen, wie die ganze Sippe aus altem westfälischen Adel stammend und mit Landgut, Besitz und schwindenden Einkünften mehr befrachtet als gesegnet, kommt Annette mit einem Rudel Göttinger Studenten in Kontakt und mit denen, die da noch so dranhängen - vor allem den Grimms, den malenden wie den märchensammelnden. Und mit dem bitterarmen, unansehnlichen Studenten Heinrich Straube, zu allem Überfluss auch noch ein Protestant, der von Onkel August alimentiert wird, weil er ihn für ein Genie hält. Ebenso unseligerweise mit dem schönen August von Arnswald, der vor allem sich selbst für ein Genie hält. Zwischen Annette und Straube herrscht ein stilles harmonisches Einverständnis, das beide recht bald für Liebe halten. Und Arnswald, so viel ist verbürgt, wird mit einer Intrige dazwischenfahren, die Annette vor den Augen der gesamten Verwandtschaft unmöglich macht. Das ist, in einer Zeit, in der nichts so sehr zählt wie der äußere Anschein von Anstand, so mit das Schlimmste, was einer jungen Frau zustoßen kann.

Dreiundzwanzig Jahre alt ist Annette von Droste-Hülshoff, als ihr dieses Trauma widerfährt. In den Jahren, die darauf folgen, hört man wenig von ihr. Beschämt zieht sie sich zurück, heiraten wird sie nie. Es ist vor allem ihre Mutter, die sie fördert und ein umfangreiches Werkverzeichnis schon von Annettes Kindheit an führt. Doch Anerkennung in den literarischen Zirkeln der Zeit, etwa dem Bökendorfer Kreis um ihre Onkel Werner und August von Haxthausen, erfährt sie, die später Bedeutendste von allen, nie. Sie geht ihnen allen einfach gegen den Strich.

Wie wichtig man sich in diesen verschworenen Kreisen nahm, wie ambitioniert und voller Sendungsbewusstsein die jungen Studenten waren, das erzählt Karen Duve in diesem Buch auch, und es sind mit die unterhaltsamsten Kapitel in diesem durchweg sehr munteren Roman. Dann wieder begleiten wir Annette bei ewigen Routinebesuchen ihrer weitverzweigten Verwandtschaft, sind dabei, wie sie und die Schwester Jenny im Jahr ohne Sommer in der Kutsche durch Schlamm und Schnürlregen fahren, um irgendwann in einer zugigen Burg anzukommen, wo gichtige, schlechtgelaunte Patriarchen am Feuer sitzen und auf die modernen Zeiten schimpfen. Und mit der Großmutter geht es ins ehrenwerte Bad Driburg zur Kur, Wässerchen trinken, Bäder absolvieren und aufdringliche Tischgesellschaften ertragen. Es ist ein durchritualisiertes Dasein, das einem als junge Frau abverlangt wird, mit nur wenigen Freiheiten, und man fragt sich allmählich, wann Annette überhaupt je zum Schreiben gekommen ist.

Und das ist vielleicht das Einzige, was man an Karen Duves gelungenem Zeit- und Gesellschaftsporträt überhaupt vermissen kann. Alles, vom Mesmerismus bis zur Geschichte der Göttinger Universitätsbauten, hat sie genauestens recherchiert, wie man beim Lesen ahnt und durch das umfangreiche Literaturverzeichnis im Anhang auch bestätigt bekommt. Die Details fallen zwischendurch und beiläufig, geben der Sache Farbe und Gestalt und wirken niemals bildungshubernd. Was aber hat die Droste gelesen, was hat sie geschrieben? Wie sahen die Textwelten aus, in denen sie sich gewandter bewegte als in den Damenkränzchen ihrer Gegenwart? Das bleibt allzu oft merkwürdig blass, gerade im Gegensatz zu den ausgefeilten Gedankengebäuden der Göttinger Studentenpoeten, die alle bald zusammenfielen, als aus den meisten der wilden jungen Herren ordentliche Juristen und Beamte wurden und sich dann doch niemand als Genie entpuppte, schon gar nicht als eines, das größer war als Goethe, dem damals offiziell geltenden Maßstab für Genialität. Im Gegensatz zur oft belächelten Nichte Annette, aber da hätte man doch gerne etwas mehr erfahren. Denn ans Herz wachsen kann einem dieses seltsame westfälische Freifräulein bei der Lektüre durchaus.

Karen Duve: "Fräulein Nettes kurzer Sommer".

Roman.

Galiani Verlag, Berlin 2018. 592 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon EmmaWinter am 30.05.2024
Künstlerinnen-, Familien- und Epochenroman, der mich sehr begeistert hat. Ruhig und intensiv erzählt er von einem unterdrücktes Talent.
LovelyBooks-BewertungVon Ana80 am 21.05.2024
Ein schöner Einblick in das Leben der Dichterin, mir allerdings streckenweise zu langatmig