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Der Hochsitz

Roman

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1978, ein Dorf in der Eifel: Sanne und Ulrike haben Osterferien. Wenn sie nicht auf dem Hof helfen müssen, düsen sie mit ihren Fahrrädern durch die Gegend und kriegen alles mit. In zwei Monaten ist Fußball-WM, die Mädchen bekommen aber einfach nicht genug Hanuta-Bilder für ihre Sammelalben. Also schneiden sie ein paar Männerköpfe aus dem Fahndungsplakat in der Post. Denn das ganze Land ist gerade in Aufruhr über drei Buchstaben. RAF. Und dann geschieht tatsächlich ein Bankraub. Festgenommen wird der einzige Langhaarige im Dorf. Dass er es nicht gewesen sein kann, wissen Sanne und Ulrike genau. Und sie wissen noch viel mehr, Sachen, die nicht nur die Polizisten in der nächsten Kleinstadt interessieren würden . . .

Produktdetails

Erscheinungsdatum
20. Juli 2021
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
272
Autor/Autorin
Max Annas
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
356 g
Größe (L/B/H)
207/131/27 mm
ISBN
9783498002084

Portrait

Max Annas


Max Annas, geboren 1963, arbeitete lange als Journalist, lebte in Südafrika und wurde für seine Romane

Die Farm

(2014),

Die Mauer

(2016),

Finsterwalde

(2018) und

Morduntersuchungskommission

(2019) sowie zuletzt

Morduntersuchungskommission: Der Fall Melchior Nikoleit

(2020) fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Bei Rowohlt erschienen außerdem

Illegal

(2017),

Der Hochsitz

(2021) und

Morduntersuchungskommission: Der Fall Daniela Nitschke

(2022)


Pressestimmen

Literarisch ist das als Konzert der Stimmen so perfekt geschnitten wie atmosphärisch authentisch. So war's. Welt am Sonntag

Ein starkes Stück Literatur. Thomas Wörtche, Deutschlandfunk Kultur "Frühkritik"

Bei Max Annas steht stärker als die Kriminalgeschichte das dörfliche Leben am Ende der 1970er-Jahre im Vordergrund. Und dieses spezielles oziale Milieu schildert Annas ungemein anschaulich Volker Albers, Hamburger Abendblatt

Überzeugend und sprachlich auffallend gut. Bestes Krimi-Handwerk! Express

Pfiffigster Krimi der Saison WAZ

Max Annas traut sich, was leicht schiefgehen kann: Kinder als Ermittler, die eigentlich zum Ermitteln noch viel zu klein sind. Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Aus dieser Gemengelage mischt Annas eine vielstimmig erzählte Geschichte, die er mit großer Könnerschaft entfaltet. Dabei trifft er den Ton ebenso wie die Stimmung der Zeit. diepresse. com

Raffiniert, fast filmisch erzählte Geschichte mit makaberer Situationskomik. B5 "Kulturnachrichten"

Kurzum: Solch einen Krimi haben Sie noch nie gelesen. Sprachlich eigenwillig literarisch verknappt erzählt und deshalb unglaublich dicht, mit einem Plot, der an den "Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt anlehnt und diesen doch nie kopiert, und mit einem unglaublichen Gespür für Charakterisierung, Tempo und Kolorit. So macht man's. Silvia Tschui, Sonntagsblick

Max Annas ist ein exzellenter Zeitreisender im Dienste der meist nur allzu gerne vergrabenen Wirklichkeit. Werner Krause, Kleine Zeitung

Dorfatmosphäre und Terror-Underground gehen hier eine wahnwitzige Melange ein. Michael Roesler-Graichen, Börsenblatt

Besprechung vom 02.08.2021

Mädchen im Getriebe
Max Annas pirscht mit der RAF durch die Eifel

"Das erste Fußballsammelbild seit mehr als einer Woche. Ein Österreicher. Er heißt Hans Krankl. Nett sieht er irgendwie aus. Nicht so, als könnte er gut Fußball spielen. Aber wir haben noch keinen Österreicher, glaube ich." - Die Fußballweltmeisterschaft im Juni 1978 steht vor der Tür, Sammelbilder sind auch für Mädchen Pflicht, Bonanzaräder sowieso. Zwei Elfjährige, Sanne und Ulrike, haben Osterferien und eine unheimliche Neugier auf alles, was in ihrem stillen Eifeldorf geschieht. Viel ist es dem ersten Anschein nach nicht, aber die beiden haben von ihrem Versteck, dem Hochsitz, der dem Roman den Titel gibt, alles im Blick.

Nach zwei Romanen aus den späten Jahren der DDR hat sich der Berliner Schriftsteller Max Annas ans andere Ende der alten Bundesrepublik begeben, an die Grenze zu Luxemburg, erneut mit historischem Stoff im Gepäck: Der Deutsche Herbst liegt gerade ein halbes Jahr zurück, die RAF-Fahndungsplakate hängen in jedem Postamt, im kleinen Grenzverkehr blüht der Schmuggel, Zigaretten, Kaffee, am lukrativsten aber sind Drogen.

Dorfpolizist Reiter ist kein Titan seines Faches, aber Verdächtige fallen ihm schon auf. Zwei Lesben in einem Opel Ascona, die beim Überholen blinken. Das tut hier sonst niemand. Sanne und Ulrike aber sehen noch viel mehr, etwa den Bürgermeister im Mercedes, der mit Frau Söhnker in den Wald fährt; den langhaarigen Lehrling, der seinen amourösen Verpflichtungen nachkommt; die verrückte Frau Teichert, die immer wieder autoaggressiv in den Bach springt; die Polizisten, die bei strömendem Regen die deutsch-luxemburgischen Grenzschutz-Kooperationstage absolvieren.

Die Bauern sind in Aufruhr, weil ein mysteriöser Amerikaner sich in einem Cadillac über die Dörfer chauffieren lässt und unverhältnismäßig hohe Summen für manche Höfe bietet. Zudem häufen sich Straftaten. Erst wird ein Fahndungsplakat gestohlen. Einem tödlichen Verkehrsunfall folgt ein bewaffneter Raubüberfall, ein Verdächtiger wird festgenommen. Dass er es nicht gewesen sein kann, wissen nur Sanne und Ulrike. Die Bauern rufen nach dem Staat, so einer wie der Strauß, der könne es richten. Ein Bauernsohn stürzt mit dem Motorrad, ein Geist in schwarzem Anzug, mit Umhang und Schlapphut erschießt ihn. Auch dafür gibt es zwei Augenzeuginnen, die lieber auf eigenes Risiko weiter herumschnüffeln.

Max Annas traut sich, was leicht schiefgehen kann: Kinder als Ermittler, die eigentlich zum Ermitteln noch viel zu klein sind. Arg frühreif sind sie, gewitzt und furchtlos. Sie steigen in Häuser ein, sichern Beweismittel, geraten unter Beschuss und müssen mitansehen, wie zwei Frauen eine Frauenleiche in den Wald schleppen. Von der politischen Dimension haben die Mädchen keinen Begriff. Die überlässt Annas der Erinnerung beziehungsweise der Phantasie seiner Leser, die sich noch des Ausnahmezustands jener Jahre entsinnen. Und welche Rolle Hans Krankl bei der WM spielte.

Sanne funktioniert als Erzählerin, auch wenn sie gelegentlich weit enteilt wirkt. Der Autor hat noch diverse andere unzuverlässige Erzähler, denen er es überlässt, die Geschichte in vielen Kurzkapiteln multiperspektivisch voranzutreiben, ohne sie aufzulösen. Annas setzt hier stark auf die Ellipse, beschweigt im Zweifelsfall, überlässt vieles der Kombinationsgabe des Lesers, verweigert das auktoriale Händchen, das sicher durch den nächtlichen Wald führen könnte. Man kann ins Schlingern geraten, bis die Puzzleteile ein Bild andeuten.

"Der Hochsitz" zeigt, dass Max Annas neugierig auf andere Erzählweisen bleibt. Dafür riskiert er, dass ihm Konsumenten eindimensionaler Krimikost nicht folgen werden. Und, Serienfreunde, aufgepasst: Der Roman ist, neudeutsch, ein "Stand-alone", dem keine Fortsetzung folgen wird. Muss auch gar nicht. Das Finale, stilistisch abgekoppelt vom Rest, reserviert Annas für ein Ballett mit zwei Terroristinnen und zwei Polizisten, die sich unvermittelt mitten in der Nacht gegenüberstehen. Es spricht für Annas' Erzählwitz, wie er diese Szene löst. Einmal nur spielt hier die Vernunft eine Rolle, und die ist im Kriminalroman keine der üblichen Verdächtigen. HANNES HINTERMEIER.

Max Annas: "Der Hochsitz". Roman.

Rowohlt Hundert Augen, Hamburg 2021. 272 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon Rosebud am 20.11.2023
Dorfidylle und Zeitgeist gut dargestellt, doch das Buch hat ein unmögliches Ende, mehr Ermittlung hätte ich mir auch gewünscht.
LovelyBooks-BewertungVon Buchliese am 13.11.2021
"Er hat eine Plattform wie ein Quadrat, fast eineinhalb Meter auf jeder Seite, ein gut abgedichtetes Dach, wo selbst bei starkem Regen kein Tropfen durchkommt, und sogar verkleidete Seiten ...Von unserem Hochsitz aus kann man die ganze Welt sehen." Zumindest Körperich und ein Stück Luxemburg können Sanne und Ulrike von ihrem geheimen Treffpunkt aus sehen. Auf ihrem Hochsitz können sie sich besprechen, denn so klein der Ort in der Eifel auch sein mag, es passiert jede Menge. Tote gibt es, einen Banküberfall, einen ominösen Fremden in einem Luxusschlitten, der Bauernhöfe kaufen will, und einen lebhaften Schmuggel über die Grenze zu Luxemburg. Aber so viel Sanne und Ulrike auch beobachten, wer glaubt schon zwei kleinen Mädchen? Also machen sich allein weiter auf die Spur, denn schließlich haben sie das Gespenst mit dem Gewehr gesehen.Beschaulich geht es zu in diesem Krimi von Max Annas. Lange Zeit war mir schleierhaft, wohin die Reise überhaupt gehen wird. Sprachlich ist der Roman allerdings so überzeugend, dass man sich geruhsam zwischen den Kirchgängen der Bewohner und den gemütlichen Ermittlungen des Dorfpolizisten Reiter treiben lassen kann. Stück für Stück erschließt sich dann die Handlung, die ins Jahr 1978 führt und sicher auch die damalige Zeit für den gewissen Charme der Geschichte sorgt. Ein Buch, das ich sehr gern gelesen habe und all denen empfehlen möchte, die Spannung auch mit leisen Tönen mögen.