Das Cover ist gut gestaltet und zunächst habe ich mich über den außergewöhnlichen Farbschnitt gefreut, allerdings kleben die Seiten aneinander - dies soll sicher nicht so sein.
Der Prolog aus Sicht des Täters und die ersten Seiten des Romans haben mich sofort in den Bann gezogen. Der Umzug der Protagonistin von Hamburg in ihren Heimatort, die Ankunft dort und das alte Haus, in dem sie eine Arztpraxis eröffnen möchte, sind so detailliert beschrieben, dass man förmlich den muffigen Geruch und die Unordnung spüren kann. Dann bin ich bei der Beschreibung der Arzthelferin über ein paar Sätze gestolpert, sinngemäß: "Über die besten Jahre drüber und ihr alterndes Dekolleté versuchte sie unter den langen Haaren zu verstecken". Mein erster Gedanke: So einen Unsinn kann nur ein Mann schreiben. Ich vermeide tunlichst, bei Romanen zuerst über die Autor:innen zu lesen - hier ist es aber doch sehr offensichtlich, einen, von einem Mann geschriebenen, Krimi vor sich zu haben - genau wegen solchen Sätzen.
Leider wechselte der detaillierte Schreibstil zu vielen unötigen Längen, die anfängliche Spannung wird dabei nicht aufrecht gehalten. Es liest sich wie viel Fülltext, um auf mehr Seiten zu kommen, die man getrost querlesen kann, ohne dabei etwas zu verpassen. Auch die anderen Figuren im Roman erhalten in ihrer, ansonsten recht guten Beschreibung, leider nichts symphatisches, hier kommt irgendwie niemand gut weg. Diese unsymphatischen Züge der Protagonisten machen es mir unmöglich mitzufiebern. Die Romanze, die sich zwischen der verlassenen Ärtztin und dem verlassenen Journalisten entwickelt, ist sehr vorhersehbar, auch hier fehlt jede Spannung, auch hier fiebert man nicht mit.
Die Schanze ist für mich eher ein Kriminalroman als ein Thriller. Nach dem tollen Beginn bin ich sehr entäuscht darüber, dass die Spannung und der Stil im weiteren Verlauf so sehr nachlassen. Schade!