Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Teil der Reihe "Die mörderischen Cunninghams". Ich habe den ersten Teil nicht gelesen und bis vor dem Buch auch noch nie etwas von dem Autor gehört. Trotzdem haben mich der Titel und der Klappentext neugierig gemacht und ich musste das Buch einfach unbedingt lesen.
Dem Autor scheint bewusst zu sein, dass nicht jeder die Reihe in der vorgesehenen Reihenfolge lesen wird. Er gibt nämlich immer wieder kleine Hinweise auf den ersten Band, ohne allerdings zu sehr ins Detail zu gehen oder zu viel zu verraten. Neudeutsch würde man wohl sagen, dass er die Leserin / den Leser "antriggert" den ersten Band ebenfalls zu kaufen.
Ernest Cunningham ist der Protagonist des Buches der unbedingt ein zweites Buch, genauer gesagt einen zweiten Krimi schreiben soll. Was das ganze Buch jetzt so besonders macht, ist, dass es aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Also das Buch das Ernest schreiben soll oder geschrieben hat, ist genau das Buch, welches man gerade liest. Klingt ein wenig verwirrend und skurril? Ist es teilweise auch tatsächlich. Wobei ehrlich gesagt verwirrend fand ich es beim Lesen eigentlich gar nicht nur äußerst skurril und witzig. Vor allem weil sich Ernest immer wieder an den Leser wendet und in einen "Dialog" mit ihm tritt.
So werden am Anfang zum Beispiel Regeln aufgelistet, welche einzuhalten sind, und von Ernest auch eingehalten werden, wie man einen Krimi schreibt. Des Weiteren gibt er Hinweise darauf, wie oft er im Laufe der Geschichte den Namen des Mörders erwähnen wird. Für alle die zu faul sind eine Strichliste zu führen. An mehreren Stellen wird ein aktuelles Ranking präsentiert. Ernest ist nämlich so freundlich und erstellt die Liste für den faulen Leser.
Der Autor des Buches, an dieser Stelle muss man wirklich gut aufpassen, denn hier meine ich Benjamin Stevenson und nicht sein Alter Ego Ernest Cunningham, ist ein preisgekrönter Stand-up Comedian. Dies habe ich zumindest seiner Biografie entnommen. Dies merkt man seinem Buch auch deutlich an. Über die Qualität der Witze lässt sich wie immer natürlich streiten, alles eine Frage des Geschmacks. Mir persönlich haben sie im Großen und Ganzen aber gut gefallen und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
In der Ankündigung wird das Buch mit dem Agatha Christie Klassiker "Mord im Orientexpress" verglichen. Da muss man schon mal schlucken, denn wie gesagt, das ist eben ein Klassiker. Nach der Lektüre des Buches kann ich dem Vergleich bedingt zustimmen. Ich lehne mich jetzt zwar ein wenig aus dem Fenster und behaupte an den erlesenen und gehobenen Stil von Agatha Christie kommt Benjamin Stevenson nicht ran und auch Ernest Cunningham ist alles andere als ein belgischer Gentleman. Meine Vermutung ist aber, dass weder der eine noch der andere, ich erwähnte ja schon, ein wenig verwirrend das Ganze, dieses im Sinn hatte. Die Handlungsstränge der Bücher weisen Übereinstimmungen auf, die nicht von der Hand zu wischen sind und die den Wahrheitsgehalt des Vergleiches unterstreichen.
Das Buch als Persiflage zu bezeichnen ist wahrscheinlich eine Spur zu hoch gegriffen. Die Geschichte weist alle Elemente auf, die es bei einem guten Krimi braucht. Ich verweise hier wieder auf den Hinweis bezüglich der Regeln. Und meiner Meinung nach ist es auch wirklich ein guter Krimi, mit interessanten und vielschichtigen Charakteren und einigen Wirrungen und Irrungen. Trotzdem nimmt sich das Buch selbst nicht ganz ernst.
Ich befürchte meine Bewertung des Buches ist genauso skurril und verwirrend wie das Buch selbst. Anscheinend habe ich mich von den beiden Herren inspirieren lassen.
Daher noch einmal in kurzen und hoffentlich weniger verwirrenden Worten: Ich habe dieses Buch wirklich sehr genossen.