Marisa wird in den 50er Jahren schwanger und von ihrem Verlobten sitzengelassen. In Italien ein Skandal zu dieser Zeit. Marisas Eltern suchen einen Mann für sie und schlagen ihr Stelvio vor. Die Liebe entwickelt sich, sie heiraten und bekommen Kinder. In den 80er Jahren kommt ihre 16jährige Tochter ums Leben. Die Ehe der beiden bekommt durch diesen Schicksalsschlag Risse und die beiden entfremden sich. Auch Marisas Nichte Miriam zieht sich immer mehr zurück, doch die Familie ist blind und erkennt nicht Miriams Leid. Doch zum Glück trifft Miriam Leo, eine Zufallsbekanntschaft. Leo entdeckt eine tiefe Zuneigung zu Miriam und er will ihr helfen, damit sie körperlich wieder auf die Beine kommt. Was er dann in Gang setzt, ist für die gesamte Familie Ansaldo von großer Bedeutung.
Roberta Recchia reiht sich mit ihrem Debüt Endlich das ganze Leben in die großen, italienischen Besteller der vergangenen Jahre ein. Für mich haben italienische Romane immer einen ganz besonderen Reiz, denn häufig versprühen sie einen speziellen Charme. So auch in diesem Buch. Roberta Recchia nennt die Dinge beim Namen, ganz unaufgeregt schildert sie die Geschehnisse und doch spürt man eine tiefe Betroffenheit. Während der Lektüre setzt ein Gefühl von Ohnmacht ein und man stellt sich die Frage des eigenen Handelns. Wieviel Schmerz kann ein Mensch aushalten. Das er es kann, zeigt uns die Autorin ganz deutlich, aber auch welche Konsequenzen es hat, wenn Menschen nicht miteinander reden. Voller Emotionen leiden wir mit Miriam, wollen sie retten, sie aufrütteln. Im Laufe des Romans sind mir alle Personen ans Herz gewachsen und die Weiterentwicklung ihrer Wesen hat mich sehr beeindruckt. Sprachlich bedient sich die Autorin eines flüssigen und modernen Schreibstils. Die Übersetzerin Christiane Burkhardt hat eine hervorragende Arbeit geleistet. Der Lesefluss stellte sich sofort ein und das Buch wurde an einem Wochenende von mir durchgelesen. Die Mischung ist perfekt, eine Familiengeschichte mit Krimiähnlichen Anteilen. Ich hoffe sehr, dass wir von dieser Autorin noch mehr zu lesen bekommen.
Dieser Roman verdient eine Leseempfehlung: 5 Sterne.