In ihrer Freizeit genießt die Psychiaterin Nathalie Svensson nach der
Trennung von ihrem Mann das neu gewonnene Singledasein, auch wenn sie
die Gesellschaft von Männern weiterhin sucht. Die Nachricht, einen
Liebhaber in Stockholm zu treffen, folgt sie deswegen ohne nachzudenken,
muss dann aber mit ansehen, wie dieser auf offener Straße stirbt und in
ihren Armen stirbt. Das reißt alte Wunden wieder auf, denn auch vor
zehn Jahren wurde bereits einer ihrer Partner auf ähnliche Art getötet...Der
schwedische Autor Jonas Moström hat über seine Figur Nathalie Svensson
mittlerweile eine ganze Buchreihe verfasst, "So tödlich nah" ist dabei
der erste Fall für die Psychiaterin und geht noch stärker auf ihr
Privatleben ein als die anderen Bände. Einerseits ist das natürlich
geschickt gemacht, da die Grundlagen für die kommenden Bände bereits
hier gelegt werden, andererseits ergibt sich dies sehr organisch, da der
Fall eben in ihrem direkten Umfeld angesiedelt ist. Dabei wird die
Hauptfigur nicht einmal sonderlich sympathisch dargestellt, sondern eher
schroff und kühl, sodass es mir anfangs schwerfiel, eine wirkliche
Verbindung mit ihr aufzubauen. Sicherlich hat sie auch zugänglichere
Seiten, ich musste mich dennoch erst an Nathalie gewöhnen. Die Stimmung
in Schweden, insbesondere in Stockholm, kommt dabei gut zur Geltung,
hier wird ein solides Fundament geschaffen, um die Geschichte wirken zu
lassen.Der oben beschriebene Ausgangspunkt ist sehr interessant
verfasst, auch die eingebauten Rückblicke auf die Ereignisse vor zehn
Jahren mit dem ersten Mord in Nathalies Umfeld sind sehr gelungen. Die
Verwebung dieser beiden Erzählstränge sorgt für eine intensive Stimmung,
da sich immer mehr Übereinstimmungen ergeben. Leider ist allerdings
schon deutlich vor dem Finale klar, wer der Täter ist, auch sein Motiv
ist dann keine Überraschung mehr. Leider kann die anfängliche Spannung
deswegen nicht durchgängig gehalten werden. Auch wenn die Handlung
durchgängig kurzweilig ist, kommt eben keine Aufregung auf. Zudem hätte
ich mir ein wenig mehr Individualität gewünscht, die den Roman wirklich
einzigartig machen, einiges ist mir dann doch seltsam vertraut
vorgekommen."So tödlich nah" ist mit der Zweiteilung der
Handlung und den beiden eng miteinander verknüpften Fällen interessant
und unterhaltsam geschrieben, kann allerdings wegen einiger zu
offensichtlicher Fährten die Spannung nicht durchgängig halten.
Hauptfigur Nathalie Svensson ist komplex beschrieben und eine markante
Figur - vielleicht auch gerade, weil sie nicht immer sympathisch ist und
ich ein wenig Zeit braucht, um mit ihr warm zu werden.