Sophia lebt in dem Königreich der sagenumwobenen Cinderella. Die Geschichte ist überall bekannt und es wird auch erwartet, dass man sie auswendig aufsagen kann. Aus dem Märchen über Liebe Zauber, ist mittlerweile jedoch ein Mittel zum Zweck geworden. Junge Frauen sollen eingebläut bekommen, dass sie gehorchen sollen, sich in das Bild fügen müssen. So ist es Ritual, dass die Frauen zum Ball ins königliche Schloss kommen und dort ihren Mann finden sollen, wird man zweimal in Folge nicht auserwählt, wird man zur Ausgestoßenen. Sophia will sich dem nicht fügen, sie will keinen Mann, sie will Erin, ihre Kindheitsfreundin. So flüchtet Sophia vom Ball und wird von nun an gejagt. Auf ihrer Flucht begegnet sie Constance, einer Nachfahrin der vermeintlichen bösen Schwestern von Cinderella. Doch nicht nur Constance in Person bringt in Sophia Saiten zu schwingen, auch das Geheimnis von Constance bringt Sophias Weltbild ins Wanken. Eine Geschichte über alte Traditionen, die verstaubt und ganz und gar sexistisch sind. Eine drohende Revolution, welche von einem herrischen und gewalttätigen König bereits im kleinsten Keim zerschlagen wird. Eine Protagonistin, die eine Liebe in ihrem Herzen hat, die gesellschaftlich nicht anerkannt und damit verboten und lebensgefährlich ist. Da erwartet man viel: Spannung, Nervenkitzel, Action und eine fesselnde Geschichte mit einem großen Ende. Tatsächlich habe ich nicht alles davon in dem Ausmaß erhalten, aber ich bin dennoch nicht gänzlich unzufrieden. Fangen wir mit Sophia an. Eine junge, willensstarke Frau, die einen Dickkopf hat und sich ungern etwas sagen lässt. Sie imponierte mir sehr, bedenkt man doch, welche Umstände in der Welt herrschen. Sie lässt sich nur zähneknirschend den Mund verbieten und so ist es wahrlich interessant, wie schnell sie ihre Meinung ändert. Und zwar in den Momenten, in denen ihr einfällt, dass ihre Familie genauso bestraft wird, wenn sie sich nicht fügen mag. Doch nach ihrer Flucht bleibt sie stark und so gefiel sie mir auch besser. Dennoch konnte ich zu Sophia leider nicht wirklich einen Bindung aufbauen, blieb sie sich undurchsichtig und oberflächlich. Ihre Beziehung zu Constance ganz zu schweigen. Eine magische Anziehung gewaltigen Ausmaßes, welche ich nicht annähernd nachvollziehen konnte. Hier fehlte es mir einfach an Tiefe. Die weiteren Charaktere sind ebenso oberflächlich und wenig interessant beschrieben. Wo ich gerade über die "gute Fee" mehr zu erfahren hoffte, wurde ich mehr oder weniger mit vorhersehbaren Stereotypen einer Hexe konfrontiert. Ob Spoiler oder nicht, aber letztendlich sind Feen und Hexen Zauberinnen, nicht alle haben gute Gedanken und wer die Märchen der Gebrüder Grimm kennt - die Originale, nicht die geschönten Versionen - den wird es wenig überrascht haben, was sich im Laufe der Geschichte offenbart. Hier hätte ich gerne mehr Wow-Effekt und Überraschung mit Dynamik und Tiefe gehabt. Der Schreibstil war Recht angenehm. Man kann das Buch flüssig lesen, jedoch sollte man kein sprachliches Wunderwerk erwarten. Tatsächlich empfand ich manche Stellen als nervtötend, lebt die Geschichte doch von vielen Wiederholungen. Das Setting ist dafür gut beschrieben und der dystopische Part kommt gut zur Geltung. Leider vermisse ich doch die Spannung gen Ende. Während der Anfang gut aufbaut, flaut diese schnell ab, um gegen Ende ein Aufbäumen zu symbolisieren, welches durch Vorhersehbarkeit sein Ziel nicht mehr erreichen konnte. Insgesamt hat die Geschichte viel Potenzial geboten, welches an der einen oder anderen Stelle nicht gänzlich ausgeschöpft worden ist. Manche Stellen war äußerst gut beschrieben und umgesetzt, aber an den besonders wichtige Stellen sprang der Funke nicht über. Dennoch hat mir das Buch ganz gut gefallen. Man kann es gut zwischendurch lesen ¿¿¿¿¿