Ida Rabe lebt in Hamburg und arbeitet bei der Schutzpolizei. Sie teilt sich ein Büro mit Heide Brasch nahe der Reeperbahn. Doch so richtig werden die Frauen bei der Polizei im Jahre 1949 noch nicht akzeptiert. Ihr Büro liegt im Keller und ihre Aufgaben sind nicht so, wie Ida es sich wünschen würde. Doch dann wird am Strand von Övelgönne die Leiche eines Jungen gefunden. Erst vor kurzem hat Ida mit ihrer Kollegin einen Jungen halb erfroren gefunden. Handelt es sich um denselben Jungen? Ida macht sich auf die Suche nach der Wahrheit. Eine Spur führt sie zu einer kleinen Gemeinschaft auf der Elbinsel Waltershof. Der Wunderheiler Wilhelm Maurer führt hier eine Gruppe an und verspricht Heilung.Bei dem Krimi "Alter Zorn" handelt es sich um den dritten Teil einer Krimireihe aus der Feder von Lea Stein. Mir gefällt die Reihe gut. Die Autorin erzählt zum einen davon, wie schwer es gerade für die Frauen in dieser Nachkriegszeit war, überhaupt ernst genommen zu werden. Ida Rabe hat zwar eine gute Ausbildung bekommen, wird aber von den männlichen Kollegen nicht ernst genommen. Schon in der Vergangenheit hatte sie ihre Probleme damit, konnte ihre Fälle aber trotz Widerstände lösen. In dem jetzt vorliegenden Fall wird es noch einmal etwas schwerer für Ida.Die junge Frau beschließt, sich auf dem Hof des Wunderheilers umzusehen. Um dies umsetzen zu können, muss sie auf dem Hof leben und arbeiten. Schnell wird klar, wirkliche Unterstützung bekommt Ida von den Kollegen dabei nicht. Trotz aller Gefahren macht Ida sich auf den Weg.Es ist wirklich spannend zu lesen, wie sie versucht, die Wahrheit herauszufinden. Hilfe bekommt sie dabei nur von Heide, die aber auch ihre eigenen Sorgen hat. Die Suche nach dem verschwundenen Jungen und wie das mit dem Wunderheiler zusammenhängt, hat mir gut gefallen. Von verschwundenen Waisenkindern ist hier dann aber auch die Rede und von Misshandlungen eben an diesen Kindern, also ist die Handlung nicht immer einfach so zu lesen. Zum Teil geht die Autorin intensiv ins Detail und erzählt schockierende Zusammenhänge, schafft es aber durchaus, mit etwas helleren Szenen die Stimmung zu lockern.Gleichzeitig wird geschildert, wie das Leben in dieser Zeit gerade für Frauen war. Auch Ida macht da keine Ausnahme. Als Gegenpol hat die Autorin Ida einen Freund an die Seite gestellt, der ihr ihre Freiheiten lässt und sie unterstützt. Es ist der Gerichtsmediziner Ares Konstantinos, der auch für die Polizei tätig ist und so seinen ganz eigenen Lebensstil entwickelt hat. Diese Beziehung scheint zwar frei von allen Zwängen zu sein, am Ende werden dann aber eben doch alle Klischees bedient. Eigentlich passt eine Beziehung sogar nicht in Idas Lebensgeschichte, auf der anderen Seite gönnt man ihr eine Liebe und etwas Glück für die Zukunft. Ich mag auch diese Liebesgeschichte am Rande der Handlung.Überhaupt finde ich diese Krimireihe mit der jungen Ermittlerin Ida Rabe insgesamt unterhaltsam zu lesen. Der historische Hintergrund scheint gut recherchiert zu sein. In einem kleinen Nachwort erläutert Lea Stein noch Fiktion und Wahrheit. Ich bin gespannt, ob es noch weitere Fälle mit Ida Rabe geben wird.