Von den ersten Organtransplantationen in den 1960er-Jahren über die Reproduktionstechnologien bis hin zur Stammzellforschung und der viel diskutierten Hirnforschung sind Biowissenschaften immer auch Gegenstand philosophischer Debatten. Weit über das Fach hinaus prägen sie unser Denken und Sprechen und damit auch öffentliche Auseinandersetzungen. Die Autorin geht den geschlechterpolitischen Dimensionen dieser Biophilosophien nach. Sie gibt erstmals einen kritischen Überblick über den philosophischen Diskurs zu Biowissenschaften und Biotechnologien von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Dank 9
Einleitung 11
1. Bioethik als symbolische Transformation von Fortpflanzungsverhältnissen 29
1. 1 Die bioethische Artikulation von Wissenschaft, Technologie und Ethik 37
Der "blinde Fleck" der Bioethik: Wissenschafts- und Technikdeterminismus 38
Ethik als angewandte Ethik 41
Ein Beispiel: Der Embryo als ethisches Objekt 45
1. 2 Nutzen, Wert und Würde - Symbolische Inwertsetzung und juridische Regulation 50
Kosten und Nutzen. Ökonomie als Moral 54
Eigentum an sich selbst 58
Wert haben 62
"Menschenwürde" und Juridifizierung 67
1. 3 Mensch, Person und Autonomie - Strategien der Subjektivierung 71
Die Differenz Mensch/Person 72
Die "Person" bei Locke und Kant 76
Embryonen-Personen und Körperverhältnisse 80
Autonomie und Handlungsfähigkeit 83
1. 4 Ethik, Politik und die Transformation der Bioethik 86
Feministische Bioethik - Positionen und Strategien 89
Transformation der Bioethik 96
2. Technoaffinitäten: Sexualität, Geschlecht und Wissenschaftsmetaphern im Poststrukturalismus 101
2. 1 Schrift und Programm - Metaphysikkritik, Kybernetik und Genetik bei Jacques Derrida 108
Kybernetik, Genetik und das philosophische Projekt der Grammatologie 109
Wege der Kybernetik: Heidegger und Jakobson 113
Kritik der Präsenz, der Natur, der Weiblichkeit 116
Derrida, die Molekularbiologie und die skriptuale Metaphorik 121
2. 2 Molekularbiologie als Poststrukturalismus - Die Interventionen von Gilles Deleuze und Félix Guattari 124
Differenz, Selektion - Fortpflanzung, Wiederholung 125
Genetik statt Kybernetik. Die Lacan-Kritik im Anti-Ödipus 131
Viren, Mutationen und genetische Decodierung - Die Strukturalismuskritik in Tausend Plateaus 135
Dualismenumwertung: Materie und Maskulinität 140
Feministischer Vitalismus 145
2. 3 Informationelle Individuen - Lyotard und die "Hegemonie der Informatik" 148
Die Hegemonie der Informatik 149
Materialität, Körperlichkeit und Geschlecht - Technikkritische Perspektiven 155
Philosophie als Anti-Technologie 159
2. 4 Ausblick 163
3. Neurosubjekte: Die Artikulation von Neurowissenschaften in der Philosophie des Geistes 171
3. 1 Naturalismus als Naturalisierung von Geschlecht 176
Epistemologie des Naturalismus 178
Naturalismus als Biologismus 184
3. 2 Kontrolle und Flexibilität - Informationelle Metaphorik als Symptom von Subjektivierungsweisen 195
Computermetaphorik und das Top-down-Modell des Funktionalismus 198
Plastizität, Flexibilität und Effizienz - Die Metapher der Parallelverarbeitung 205
3. 3 Handlungsfähigkeit und Normalisierung in der Debatte um Freiheit und Determinismus 216
Willensfreiheit, Vernunft und Anomalie 219
Gehirn, Körper, Handlungsfähigkeit 226
4. Mensch, Natur, Geschlecht: Philosophische Anthropologie in Interventionen zur Biotechnologie 233
4. 1 Gattungsethik und Naturalisierung - Habermas' Kritik der Gentechnologie 240
Autonomie vs. programmierte Person 243
Unverfügte Natur - verfügtes Geschlecht 247
4. 2 "Natur als Norm" - Anthropologie, Ethik und Normalisierung bei Ludwig Siep 251
Anthropologie, Primatologie und Geschlecht 252
Natur als Ordnungsmacht 255
Biotechnologiekritik 258
4. 3 Anthropotechnik, Züchtung, Maskulinität - Peter Sloterdijks Onto-Anthropologie 261
Der Mensch als Werfer und Schläger. Sloterdijks anthropologische Erzählung 264
Anthropotechnik, Züchtung, Herrschaft 266
Eine neue maskuline Elite aus dem Geist der Technik 269
4. 4 Subjektivität, Leib und Geschlecht - Elisabeth Lists "Verteidigung des Lebendigen" 270
Der Status biologischen Wissens 273
Subjektivität, Leib, Geschlecht 277
4. 5 Ausblick 280
5. Schluss 285
Literatur 295
Personenregister 321