Der Konstruktivismus ist eine neurowissenschaftlich begründete Lern- und Erkenntnistheorie, die - in Verbindung mit der Systemtheorie - eine pädagogische Wende von der Wissensvermittlung zur Unterstützung von selbst gesteuerten Lernprozessen anregt.
Der Konstruktivismus ist eine vieldiskutierte Basistheorie unsere Zeit. Die erkenntnistheoretische Kernthese lautet: Wir erkennen die externe Welt nicht, wie sie wirklich ist, sondern wir konstruieren gemeinsam mit anderen eigene Wirklichkeiten, die ein "viables" Handeln ermöglichen. Auch Lernen ist eine selbstgesteuerte, biographisch geprägte Aktivität, die "von außen" wohl angeregt, nicht aber organisiert werden kann. Der pädagogische Konstruktivismus betont die subjektive Perspektive der Konstruktion von Lebenswelten gegenüber der traditionellen Perspektive linearer Wissensvermittlung. Nicht die Vermittlung von Fachwissen steht im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, Wissensnetze aufzubauen.
Dieses subjektorientierte Konzept ist in der Pädagogik nicht völlig neu. Dennoch enthält der Konstruktivismus anregende Provokationen und Irritationen. In diesem Buch wird eine pädagogische Bilanz der Konstruktivismusdiskussion gezogen, und es werden didaktisch-methodische Konsequenzen für Schule, Universität und Erwachsenenbildung aufgezeigt. Auch die Organisationsentwicklung von Bildungseinrichtungen wird durch den Konstruktivismus angeregt. Durch zahlreiche bildungspraktische Beispiele wird versucht, die Kluft zwischen Theorie und Praxis zu verringern. Das Buch will ermuntern, eigene Erfahrungen mit dem Konstruktivismus zu machen. Der Anfang enthält ein Glossar mit Schlüsselbegriffen des Konstruktivismus.