Urteilsbildung ist in allen Fächern mit denselben zentralen didaktischen Prinzipien verknüpft, wie etwa Lebenswelt-, Gegenwarts- und Problemorientierung. Dennoch stehen unterschiedliche Erkenntnistheorien, Anforderungsgehalte und didaktisch-methodische Inszenierungsmöglichkeiten in den Fachlogiken bereit, um die jeweiligen Weltzugänge im Unterricht zur Darstellung zu bringen. Die Autor*innen dieses Bandes diskutieren deshalb aus interdisziplinärer Perspektive soziale, emotionale und historische Dimensionen des Urteilens, stellt empirische Befunde vor und fragt nach Möglichkeiten der Urteilsbildung im digitalen Raum.
Inhaltsverzeichnis
Peter Starke, Joe Bornträger
Urteilsbildung im Dialog. Einführung und Vorstellung der Beiträge
I. Die soziale Dimension der Urteilsbildung: Urteilen im Zeichen von Konflikt, Krise und Kontroverse
Christian Thein
Kontroversität in der ethisch-politischen Urteilsbildung
Sebastian Engelmann
Die Krise als Objekt der Urteilsbildung oder als Anlass für Bildung? Erziehungswissenschaftliche Überlegungen zur Urteilsbildung
Kai Schubert
Grenzen der Kontroversität in der politischen Bildung? Zum Beitrag der politischen Urteilsfähigkeit zur Auseinandersetzung mit israelbezogenem Antisemitismus
Ilka Maria Hameister
Mit Sicherheit kontrovers oder kontroverse Verunsicherung? Über Safe und Brave Spaces im Politikunterricht
II. Die emotionale Dimension der Urteilsbildung: Urteilen im Spannungsfeld von Emotionen, Leiblichkeit und Rationalitätsannahmen
Hendrik Schröder
Emotionen und Urteile. Eine epistemologische und praktische Spurensuche
Linda Merkel
So kann das Leben auch aussehen Der Beitrag narrativer Texte für die Förderung der Urteilskompetenz im Ethikunterricht
Carina Pape
Hansei und die Kunst (nicht) über Heinz zu urteilen. Moralische Urteilsbildung im japanisch-deutschen Vergleich
Georg Gudat
Sinnschichten geographischer Urteilsbildung die Brüchigkeit des Urteils als Impetus des Widerstands
Nils Höppner
Zur Rolle von Rationalitätsannahmen für die Interpretation philosophischer Präkonzepte
III. Die historische Dimension der Urteilsbildung: Vergangenheitsbezüge und Wertewandel
Christian Winklhöfer
Von der Schwierigkeit, Geschichte zu beurteilen. Historische Urteilsbildung als didaktische Herausforderung
Anke John
Urteilen im Geschichtsunterricht aus dem Blickwinkel von Universität und Schule
Daniel Münch
Im Dialog oder lieber einzeln? Sozialformen als unproblematische Lücke in der Geschichtsdidaktik oder Chance für die Urteilsbildung
IV. Empirische Befunde
Franziska Birke, René Buschong, Tim Kaiser, Andreas Lutter
Zur Wirkung von urteilssensiblen Lehr- und Lernmaterialien am Beispiel ordnungspolitischer Bewertungs- und Entscheidungsfragen
Martin Kenner, Florian Weber-Stein
Wie lässt sich Urteilsdiagnosekompetenz in der Politiklehrer*innenbildung systematisch schulen?
Bastian Vajen, Lara Gildehaus
Das politische Urteil vor dem Hintergrund einer gesellschaftlichen Mathematisierung
V. Kultur der Digitalität: Möglichkeiten und Herausforderungen der Urteilsbildung im digitalen Raum
Philipp Klingler, Alina Großmann
Politische Urteilsfähigkeit unter den Bedingungen der Digitalität: Memes und politische Urteile
Alexandra Krebs
Historische Urteilsbildung in forschend-entdeckenden Lernprozessen im digitalen Raum