Dresden rechts außen: unbedingt lesen
Anfangs brauchte ich Zeit, um in die Geschichte aus der Perspektive der beiden Journalisten hineinzufinden. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Presse anders in einem Mordfall "ermittelt" als die Polizei. Es wird berichtet, weniger gehandelt. Doch dann nahm die Geschichte immer mehr an Fahrt auf. Ein "Rechter" wird bei einer Demo erschlagen. Sofort wird ein "Linker" verdächtigt, doch der war es natürlich nicht. Es wird weiter recherchiert, gesucht und berichtet. Beiden Seiten will man die Möglichkeit zur Stellungnahme geben. Das Netz des rechten Lagers wird aufgedeckt, die Verbindungen reichen bis in die USA zu den "Weißen Intellektuellen". Die Journalisten spüren von Tag zu Tag mehr die Bedrohung. Die Autorin schafft es sehr gut, die Spannung langsam aufzubauen und bis zum Ende zu steigern. Die Methode kennt man ja, zuerst wird man beschimpft als Gutmensch Zecke, Lügenpresse - wenn das nicht reicht, folgen die tätlichen Angriffe. Man fühlt sich ständig beobachtet, traut sich kaum mehr aus dem Haus. Doch die freie Presse lässt sich nicht einschüchtern und die Polizei macht ihre Arbeit im Rahmen der Gesetze. Es wird immer bedrohlicher. Dresden soll zur Avantgarde der rechten Bewegung werden. Man kann das Buch nicht mehr aus den Händen legen, zu sehr will man wissen, wie es ausgeht - selbst wenn das Ende kein Gutes sein sollte. Doch mehr sei nicht verraten.Wenn ich das nächste Mal nach Dresden komme, will ich unbedingt die Lokalitäten des Krimis besuchen, die Jazzbar "Blue Note" oder das Gemälde "Das Schokoladenmädchen" von Jean-Étienne Liotard in der Gemäldegalerie. Dresden ist nämlich eine bunte und vielfältige Stadt mit Widerstand gegen Rechts in der Bevölkerung - tröstet uns die Autorin im Nachwort. Vielen Dank für diesen Krimi.