Der prominente Snæberg-Clan hat für ein Familienfest ein supermodernes Smarthotel in den Lavafeldern Westirlands gemietet. Die Hotelangestellte Irma war deswegen bereits im Vorfeld mächtig aufgeregt. Verfolgte sie doch schon lange alles, was in den verschiedensten Medien über Mitglieder dieser berühmten Familie berichtet wird. Während bei allen Aktivitäten der Familie der Alkohol in Strömen fließt, zieht ein Schneesturm auf. Einer der Gäste verschwindet und am nächsten Tag wird am Fuße der Klippen ein Leichnam gefunden
"Verlassen" ist bereits der vierte Teil der Krimi Reihe Mörderisches Island der Autorin. Die drei Vorgänger habe ich voriges Jahr gelesen. Während mir die ersten beiden Teile richtig gut gefielen, empfand ich den dritten Teil als etwas schwächer, aber immer noch interessant genug, dass ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen wollte. Das Cover dieses Buches passt hervorragend zu den drei Vorgängern.
Allerdings wunderte ich mich bereits bei der Inhaltsangabe, dass dort kein Wort von Elma stand. Die Ermittlerin, ihre Familie und ihr Team habe ich in den ersten drei Teilen sehr liebgewonnen und am Ende des dritten Teils hatte ich nicht das Gefühl, dass ihre private Geschichte schon zu Ende erzählt ist. Beim Lesen wurde mir dann jedoch schnell klar, dass Elma in diesem Buch nicht als Protagonistin vertreten ist und die Handlung im November 2017 - zu einer Zeit vor ihrer Rückkehr nach Akranes spielt.
Erst war ich darüber ein bisschen enttäuscht, denn ich hätte sehr gern gewusst, wie es mit ihr nach den letzten Ereignissen im vorherigen Teil weitergeht. Trotzdem zog mich aber der sehr bildhafte Schreibstil der Autorin schnell in die neue alte Geschichte hinein. Wie ich es von ihren anderen Büchern bereits gewohnt bin, schritt die Handlung auch hier eher gemächlich voran. Dennoch fühlte ich sehr bald wieder eine atmosphärische Grundspannung, die mich immer weiterlesen ließ.
Erzählt wird größtenteils in der ersten Person, abwechselnd aus den Perspektiven der Hotelangestellten und einigen Mitgliedern der Familie Snæberg. Lediglich für die Perspektiven des Ermittlers Sævar (er und sein Vorgesetzter Hörður ermitteln) wird die dritte Person verwendet. Im Gegensatz zu den vorherigen Büchern spielt dessen Privatleben aber nur eine zu vernachlässigende Rolle. Bei den Erzählungen der anderen Figuren wird schnell klar, dass es innerhalb der zwar reichen, aber deswegen nicht unbedingt glücklichen großen Familie so einige dunkle Geheimnisse gibt, die erst nach und nach ans Licht kommen.
Auch aus der Identität des relativ früh in der Geschichte gefundenen Leichnams machte die Autorin lange Zeit ein Geheimnis. Da die Wechsel der Perspektiven jedoch immer ziemlich geschickt gesetzt sind, verlor ich nie das Interesse an der Geschichte, verspürte nur selten minimale Längen und konnte mit der Geheimniskrämerei ganz gut umgehen, ohne mich dabei zunehmend genervt zu fühlen. Die Auflösung überraschte mich und obwohl dieser vierte Teil der Reihe nicht die von mir erhoffte Fortsetzung der bisherigen Teile ist, empfand ich ihn insgesamt als sehr gelungen.