Wohnungen zu erschwinglichen Mieten haben in Zürich Seltenheitswert. Doch es gibt eine Stiftung, die genau solches anbietet. Die Vergabepraxis ist lt. Statuten transparent, in Wirklichkeit aber in einem dicken Filz von Geheimnissen eingebettet, denn Vorstand der Stiftung kocht in Abwesenheit der Erbin der Immobilien, Philomena Lombardi, so sein eigenes Süppchen. Als Philomena Lombardi zur gewohnten Weihnachtszeit nicht auftaucht, denkt sich ihr Umfeld vorerst nicht viel dabei, denn die Lombardi gilt als verschroben und unstet. Nur die Gärtnerin meldet sie als vermisst. Als dann ein einzelner blutiger Ohrring zum Verkauf angeboten wird, kommt endlich Bewegung in die Vermisstenanzeige. Parallel dazu sucht die vierzehnjährige Jessie auf eigene Faust nach Philomena. Hat die doch ihr und ihrer drogensüchtigen Mutter eine preiswerte Wohnung versprochen und die Delogierung aus der aktuellen Wohnung steht kurz bevor. Werner Meyer, der seinen Dienst bei der Polizei quittiert hat, beginnt für Beanie Barras zu recherchieren. Dafür nützt er die eigene Suche nach einer größeren Wohnung, um mit der Stiftung in Kontakt zu kommen. Was er dabei entdeckt, lest bitte selbst. Meine Meinung: Mit diesem Krimi hat Autorin Gabriela Kasperski ein Thema aufgegriffen, das wohl in jeder Großstadt zu finden ist: der Mangel an leistbaren Wohnraum. Oft bewohnen alte Menschen seit Jahrzehnten zu recht billigen Mieten in überdimensionierten Wohnungen, die eigentlich viel zu groß für deren Bedürfnisse sind. Ein Umzug in eine kleine Wohnung zahlt sich kaum aus, denn die Kosten sind gleich hoch. Die meisten wollen auch nicht aus der gewohnten Umgebung gerissen werden. Gleichzeitig verfallen diese Gründerzeithäuser zusehends, weil die Mieten nicht annähernd kostendeckend sind. Dieser fatale Kreislauf wird von manchen Immobilienspekulanten natürlich weidlich ausgenützt. Daher eignet sich dieses Thema perfekt für einen fesselnden Krimi, der schon an der Grenze zum Thriller balanciert. Wie immer sind die Figuren sehr gut ausgearbeitet. Dass hinter so mancher Fassade ein teuflischer Charakter steckt, ist ein Markenzeichen der Autorin. Heimlicher Star dieses Falles ist jedoch Jessie. Die Vierzehnjährige, die intelligent ist und die Fürsorge für ihre drogensüchtige Mutter übernehmen muss. Immer der Gefahr ausgesetzt, dass die Behörden diesen Umstand entdecken und die beiden trennt. Ich hate recht bald eine Idee, wer und was hinter dem ganzen Filz steckt. Aber das macht für mich einen Krimi spannend, ob ich richtig liege oder nicht. Der Showdown war fesselnd und das Verbrechen gekonnt aufgeklärt. Fazit:Ein spannender Krimi rund um ein brisantes Thema, dem ich gerne 5 Sterne gebe.