"Der Botaniker" ist der erste Band der Washington-Poe-Reihe, der auch auf Deutsch erschienen ist, und ich muss sagen, dass es deutlich leichter ist, Cravens Bücher auf Deutsch zu lesen, auch wenn die Übersetzung mitunter holprig ist, z.B. hat es mich sehr gestört, dass "UK" nicht mit "Vereinigten Königreich" übersetzt wurde, sondern einfach so übernommen wurde. Es hört sich einfach komisch an.Davon abgesehen ist das Buch wirklich spannend und temporeich. Jedes Kapitel, von dem es wirklich einige gibt, endet mit einem Cliffhanger, und die über 550 Seiten verfliegen wie im Nu.Trotzdem ist das Buch für mich kein Highlight; die ersten beiden Bände der Reihe sind für mich immer noch die besten. "Der Botaniker" ist halt ein typischer Serienkiller-Krimi mit brillantem Bösewicht, der Dinge abzieht, die mitunter so absurd und unrealistisch sind, dass man schon ab und zu mit den Augen rollt. Natürlich besteht die Ermittlertruppe aus ebenso brillanten Mitgliedern: Geniale Hackerin, die beste Pathologin des Landes, der cleverste Ermittler. Geht es auch eine Nummer kleiner?!Überhaupt fällt auf, nachdem ich jetzt mehrere Teile der Reihe gelesen habe, dass die Figuren immer platter und flacher werden. In den ersten Bänden hatten die Hauptfiguren noch so etwas wie ein Privatleben, mittlerweile nehmen sie eigentlich nur noch die Rolle ein, die ihnen zugedacht wurde. Ein paar Hintergrundinformationen? Mal eine Beziehung? Fehlanzeige. Niemand erwartet, dass das Privatleben der Ermittler episch ausgewalzt wird, wie das manchmal in skandinavischen Krimis der Fall ist, aber ein bisschen mehr Tiefgang darf es schon sein.Da ich die Bücher bisher immer nur auf Englisch gelesen habe, konnte ich nie viel über den Schreibstil sagen. Dieser ist einfach und gut verständlich gehalten. Der Humor ist für mich jedoch manchmal ein wenig überzogen und wirkt oft deplatziert (vor allem die Gespräche mit der rassistischen Influencerin); da wäre weniger mehr gewesen.Alles in allem ist "Der Botaniker" ein Buch, das ich gerne gelesen habe. Ich habe mich gefreut, Poe, Tilly und Flynn wiederzutreffen. Die Geschichte war für mich rasant und spannend und hat mich stellenweise an die Krimis der Harry-Hole-Reihe von Jo Nesbø erinnert. Trotzdem wird sie mir nicht lange im Gedächtnis bleiben, weil es eben wieder einmal typische Serienmörder-Story ist, die auch ein paar Schwachstellen hat.