Sterne-Koch Jared Keaton sitzt seit Jahren für einen perfiden Mord im Gefängnis, für den an seiner eigenen Tochter, allerdings fehlt von der Leiche jede Spur und Keaton hat den Mord nie gestanden. Als plötzlich eine junge Frau in einem ländlichen Polizeibüro auftaucht und behauptet Elizabeth Keaton zu sein, erscheinen die damaligen Ermittlungen plötzlich in einem ganz neuen Licht und der ermittelnde Beamte, Washington Poe, muss sich einigen unangenehmen Fragen stellen. Natürlich kommt Keaton kurz darauf frei und plötzlich gerät Poe in die Schusslinie.Direkt im ersten Kapitel, verlangt der Autor seinen Lesern einiges ab. Hier wird bis ins kleinste Detail beschrieben, wie sich Keaton eine Spezialität schmecken lässt, die eigentlich verboten ist. Die Intensität, mit der der Autor diese kurze Szene beschreibt, ist absolut genial, aber lässt hinterlässt bei mir Ekel und Gänsehaut. Vegetarier sollten sie vielleicht überblättern, den sie könnte sehr brutal und verstörend wirken. Ich bin einiges gewöhnt, aber hier habe auch ich erstmal durchatmen müssen. Ich kann natürlich nur rätseln, warum der Autor diese Szene ins Buch eingebaut hat, aber ich glaube sie soll einfach schon im Vorfeld jeden Zweifel darüber ausräumen, was für ein Mensch Jared Keaton ist. Im Verlauf der Geschichte lernt der Leser ihn immer besser kennen und eigentlich ist von Anfang an klar, der Mann ist schuldig, man kann sich einfach keine andere Auflösung der Geschichte vorstellen. Um so frustrierter wird man beim Lesen, wenn es Poe und seiner brillianten Kollegin Tilly nicht gelingt Beweise für seine Schuld zu finden. Poe¿s und Tilly¿s Arbeit wird sehr detailliert beschrieben, wer amerikanische Crime Serien ala CSI, oder Criminal Minds kennt, wird hier sicher einige Parallelen erkennen. Im Vordergrund steht zum einen die akribische Rekonstruktion der Ereignisse rund um die Tat, die Hintergrundrecherche zu Keaton¿s Person, aber an erster Stelle natürlich die Frage, wenn Elisabeth Keaton tot ist, wer ist dann die junge Frau, die behauptet Elisabeth zu sein und wie zum Teufel kann ihre DNA mit der von Elisabeth übereinstimmen. Poe und Tilly versuchen also etwas zu beweisen, das gar nicht möglich sein kann. Der Schreibstil des Autors macht es einem unglaublich leicht tief in die Geschichte einzutauchen, mich hat er trotz des grausigen ersten Kapitels direkt gepackt. Er erzählt hochspannend, aber absolut nachvollziehbar von den Bemühungen der Ermittler Keaton¿s Schuld zu beweisen. Damit es dem Leser bei all dieser Ermittlungsarbeit nicht langweilig wird, wird eine gewisse Brisanz erzeugt und Poe plötzlich in den Fokus der Beamten gerückt, er muss so also nicht nur eine Beweise für den damaligen Mord finden, sondern auch noch welche für seine eigene Unschuld.Als Leser zweifelt man keine Sekunde daran, dass Jared Keaton ein Mörder ist, ein Egomane, ein Narzisst und sogar ein Psychopath. Der Autor schafft hier eine absolute Anti-Figur, wie ich sie nur selten erlebt habe und das ohne das Keaton selbst all zu oft agiert, allein das Bild das sich durch die Recherche ergibt, reicht aus, um den Leser komplett gegen ihn einzunehmen. Anders bei Poe und Tilly. Beide Figuren sind absolute Sympathierträger und ich hätte das Buch wahrscheinlich wütend in die Ecke geknallt, wenn die am Ende nicht ihren Erfolg bekommen hätten. Bei Poe und Tilly könnte man dem Autor jetzt ein ganz klein bisschen vorwerfen ins Klischee gerutscht zu sein. Poe, der einzelgängerische Ermittler, der überall aneckt, aber absolut loyal und integer ist und an seiner Seite Tilly, die brilliante Analytikerin mit Problemen in sozialer Kompetenz. Ein typischer Nerd dem man sogar Asperger Autismus diagnostizieren kann, mit einem schwindelerregend hohem IQ, aber keiner Ahnung wie man Smalltalk macht. Die Dialoge mit Tilly sind allerdings sehr erheiternd und geben dem Buch die ein, oder andere witzige Szene. Mich konnte das Buch absolut überzeugen, der Autor hat ein glaubhaftes Setting und sympathische Ermittlerfiguren konstruiert, denen man gerne bei weiteren Fällen über die Schulter schauen möchte.