Ein junger Deutscher in den sechziger Jahren schreibt hier, heimgesucht von einer übergroßen Sensibilität für die Allgegenwart der Vergangenheit. Geradezu körperlich trägt er in seiner eigenen Person die Unfähigkeit aus, zu vergessen, was er selbst nicht bewusst erlebt hat: Krieg und Vernichtung. Die stark autobiographisch geprägte Erzählung folgt den zahlreichen Etappen einer Suche nach den eigenen Ursprüngen, zeichnet Aufbrüche, Fluchten, Irrwege nach. Da sind die Kindheitserlebnisse der unmittelbaren Nachkriegsjahre auf dem väterlichen Fabrikgelände, wo die quälenden Fragen erwachen, da ist ein Jahr zwischen Überschwang und Angst in einem israelischen Kibbuz, da ist das auf einer Idylle des Vergessens wiedererstehende Freiburg der späten sechziger Jahre, in das der jüdische Freund auf Besuch kommt, da ist schließlich das mit Massen von Emigranten geteilte Bemühen um eine akademische Anstellung in Amerika, was zu grotesken Begegnungen, aber auch in eine neue Zukunft führt... »Ursprünge« ist ein sehr persönliches Buch, aber auch ein Schlüssel zum Verständnis einer ganzen Generation zwischen Enttäuschung und Wut, Anpassung und Aufbegehren. Schürmanns Schreibweise ist von irritierender Präzision, entwaffnender Direktheit und schmerzhafter Konsequenz. Schürmanns einziges literarisches Werk erschien 1976 in Frankreich und wurde mit dem Prix Broquette-Gonin der Académie Française ausgezeichnet. Im Umweg über die französische Sprache, über 30 Jahre nach Erscheinen, ist die hier vorgelegte deutsche Erstausgabe ein auch für die heutigen Generationen eminent wichtiges Buch.
Inhaltsverzeichnis
»Schürmanns Sprache, übersetzt von Michael Heitz und Esther von der Osten, ist klar und dynamisch, er formuliert knapp und körperlich-direkt. Reiner Schürmann hat ein kluges und leidenschaftliches Buch geschrieben, das auf die früh in sein Leben eingebrochene Gewalt und Verrohung mit dem literarischen Gegenprogramm hellsichtiger und feinfühliger Beobachtung antwortet.« Frank Kaspar, WDR 3
»Schürmanns Sprache überträgt das Entsetzen in körperlich erfahrbare Beklemmung. Seine eigene Erfahrung stemmt sich mit aller Kraft gegen eine Versöhnung , die mit der schleichenden Akzeptanz des Unfassbaren einhergeht.« Olga Hochweis, Deutschlandradio
»Spannend in seiner Einzigartigkeit wie auch in dem, was für jene ins historische Gedächtnisloch Deutschlands hineingeborene Nachkriegsgeneration gerade typisch war.« Joseph Hanimann, FAZ
»Ein sehr existenzielles und tief berührendes Buch« Iris Radisch, Literaturclub, SF1
»Schürmann gelingen einzigartige Passagen in unvergleichlicher Sprache.« Matthias Reichelt, Junge Welt
»Der Autor schreibt unter dem Einfluss einer maskierten Sprache , die ihm bei jedem Satz sagt, dass in ihm dasselbe Blut fließe wie in den Adern Adolf Eichmanns.« Joseph Hanimann, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Es wurden noch keine Bewertungen abgegeben. Schreiben Sie die erste Bewertung zu "Ursprünge" und helfen Sie damit anderen bei der Kaufentscheidung.