Suizidalität ist ein komplexes Symptom mit vielen möglichen Ursachen, das zumeist durch konflikthafte innere und traumatisierende Erfahrungen entsteht. In Anknüpfung an Sigmund Freud, der eine zentrale Unterscheidung zwischen dem äußeren Auslöser und der unbewussten Konfliktthematik einführte, stellten auch die nachfolgenden psychodynamischen Erklärungsmodelle die Schicksalslinien intrapsychischer Objektbeziehungen und deren Reinszenierung in der Therapie in den Mittelpunkt. Die zeitgenössische Psychoanalyse verfügt somit über differenzierte Erklärungsmodelle und klinisch profunde Behandlungstechniken.
Grundlegend für die psychotherapeutische Behandlung suizidaler Patienten ist das Konzept der Übertragung und Gegenübertragung. Dessen ausgefeiltes Interpretations- und Behandlungsrepertoire ermöglicht es, das Ausmaß des Destruktiven zu dechiffrieren, in der Patient-Therapeut-Beziehung konstruktiv nutzbar zu machen und gerade auf diese Weise eine präventive Wirkung zu entfalten. In diesem Band wird ein Überblick über die zentralen Erklärungsmodelle gegeben und die wesentlichen Behandlungstechniken und Klippen in der Therapie werden anhand zahlreicher Fallbeispiele illustriert.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Vorwort
Einführung
Zur frühen Geschichte psychoanalytischer Konzeptionen der Suizidalität
Das Melancholiemodell der Suizidalität
Die Todestriebtheorie der Suizidalität
Weiterentwicklung psychoanalytischer Erklärungsmodelle der Suizidalität
Die Narzissmustheorie
Die Objektbeziehungstheorie
Zur Konzeptualisierung der Suizidalität in der heutigen Psychoanalyse
Suizidalität und das Beziehungsparadigma
Suizidalität und katastrophische Trennungsängste
Suizidalität, Intersubjektivität und Neue Medien
Schauplätze und Varianten des Suizidalen
Die sprachlosen Inszenierungen suizidaler Menschen
Der Körper als Leibbühne intrapsychischer Katastrophen
Suizid, Geschlecht und Gender
Suizidalität und Selbstoptimierung
Psychoanalytische Psychotherapie mit suizidgefährdeten Patienten
Der Erstkontakt: suizidale Szenen
Die Behandlungsphase: Selbstreflexion und Anerkennung
Die Abschlussphase: sinnhafte Kontextualisierung
Behandlungsklippen: Komplikationen im therapeutischen Setting
Das traumatische Introjekt und der Gegenübertragungshass
Die sexualisierte und manipulative Übertragung
Plädoyer für einen angemessenen Zeitrahmen psychotherapeutischer Behandlungen Schlussbemerkung
Literatur