Der von W. R. Bion geprägte Begriff Containing erfasst die psychische Entwicklung und psychische Realität des Einzelnen, aber auch zwischenmenschliche, affektive Austauschprozesse in ein und demselben Modell. Im Zentrum steht die Umbildung primitiver, emotionaler Erfahrungen in abstraktere, dem Denken zugängliche, mentale Gebilde. Nach Bion stellen PsychotherapeutInnen ihre Psyche als dynamischen Behälter (Container) zur Verfügung, mit dem PatientInnen unerträgliche Affekte aushalten und »verdauen« können - ein Prozess, der in der frühen Mutter-Kind-Interaktion beginnt und später verinnerlicht wird, sodass über die gesamte Lebensspanne hinweg seelisches Wachstum ermöglicht wird. In verständlicher Sprache und mithilfe anschaulicher klinischer Fallbeispiele erläutert und aktualisiert Gianluca Crepaldi das klassische psychoanalytische Konzept Containing und zeigt seinen Nutzen für die heutige psychotherapeutische und psychosoziale Praxis auf.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einleitung
Theoretische Grundlagen des Containing
Vom Lustprinzip zum Realitätsprinzip, von Freud zu Bion
Der Container als psychischer Verdauungstrakt
Containing als Traumarbeit
Containing ein anderes Wort für »denken«?
Denken und Abstrahieren als Funktionen des intrapyschischen Containing
Intrapsychisches Containing oder: Wie lernt man die anderen kennen?
Über misslingende bzw. maligne Formen des Containing
Kommensales Containing
Symbiotisches Containing
Parasitäres Containing
Container-Contained als »kreatives Paar«: Urszene Ödipuskomplex Triangulierung
Der »späte« Bion: Vom Denken zum Sein
Containing zwischen Empathie, Holding und Mentalisierung: Sprachverwirrungen und Klärungsversuche
Was meinen Psychotherapeuten, wenn sie von Containing sprechen? Zur Analyse eines Sprachspiels
Containing im Vergleich mit angrenzenden Konzepten und aktuellen wissenschaftlichen Diskursen
Containing und Holding
Containing und Empathie
Containing und die Neurobiologie der Spiegelneuronen
Containing und Achtsamkeit
Containing und Mentalisieren
Containing als dreidimensionales Modell
Die drei Dimensionen
Die epistemologische Dimension (I)
Die entwicklungstheoretische Dimension (II)
Die anwendungsbezogene Dimension (III)
Die drei Polaritäten
Beziehungsmodus (a)
Innen Außen (b)
Abstraktionsstufe (c)
Exkurs in die vierte Dimension: Assoziationen zu kulturtheoretischen Implikationen von Container-Contained
Containing als Leitidee für die psychotherapeutische und psychosoziale Praxis
Containing in der psychoanalytischen bzw. psychotherapeutischen Behandlung von Patienten im Einzelsetting
Die Modi der Beziehung und ihre Anwendung in der psychotherapeutischen Praxis
Kritische Rückfragen
Die Rolle der Deutung im Containing-Prozess
Containing im Kontext von Gruppen
Grundlagen der psychoanalytischen Gruppentheorie
Die Gruppe als Container
Containing im Kontext von Pädagogik, Beratung und psychosozialer Intervention
Ethik der Leidensfähigkeit? Ein Schlusswort
Literatur