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Zwiegespräch

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Der eine erinnert sich noch immer an jenen Theaterbesuch als Schulkind: nicht an das Stück, dafür an das Dekor, die Kulisse. Ein Urbild, das er auf seinen Wanderungen durch die Nachbarorte wiedererkennt, in einer Scheune, dem Haus auf dem Friedhof - und in ständiger Erwartung, dass die Türen aufgehen, die Fenster aufspringen, ein Mensch heraustritt.
Der andere erinnert sich an seinen Urahn, den Großvater, der am Isonzo und in Galizien in den Schützengräben lag und mit den Tieren auf seine Art umging, die Schlange auf den Rechen spießte und die Hornissen lebendig im hohlen Baum einmauerte. Für ihn ein Spiel wie die sonntägliche Kartenrunde.
»Wahr gesagt, alter Freund: Zwei besondere Narren sind wir, ein jeder auf seine Weise. « Mit unvergleichlicher Musikalität lässt Peter Handke zwei Sprecher auftreten. In der Wechselrede, ihrem Dialog, scheinen Bilder und Erinnerungen auf. Dabei im Zentrum: der Großvater, ein Spieler, und die Theaterbühne, ein Spielort. Das Spiel im Spiel? Ein meisterhaftes Zwiegespräch.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
27. März 2022
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
67
Reihe
Bibliothek Suhrkamp
Autor/Autorin
Peter Handke
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
130 g
Größe (L/B/H)
176/115/12 mm
ISBN
9783518225363

Portrait

Peter Handke


Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Zwischen 1954 und 1959 besucht Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studiert er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman

Die Hornissen

. Im selben Jahr 1966 erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks

Publikumsbeschimpfung

in Frankfurt am Main in der Regie von Claus Peymann.


Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfasst, erinnert sei an:

Die Angst des Tormanns beim Elfmeter

(1970),

Wunschloses Unglück

(1972),

Der kurze Brief zum langen Abschied

(1972),

Die linkshändige Frau

(1976),

Das Gewicht der Welt

(1977),

Langsame Heimkehr

(1979),

Die Lehre der Sainte-Victoire

(1980),

Der Chinese des Schmerzes

(1983),

Die Wiederholung

(1986),

Versuch über die Müdigkeit

(1989),

Versuch über die Jukebox

(1990),

Versuch über den geglückten Tag

(1991),

Mein Jahr in der Niemandsbucht

(1994),

Der Bildverlust

(2002),

Die Morawische Nacht

(2008),

Der Große Fall

(2011),

Versuch über den Stillen Ort

(2012),

Versuch über den Pilznarren

(2013).


Auf die

Publikumsbeschimpfung

1966 folgt 1968, ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt,

Kaspar. V

on hier spannt sich der Bogen weiter über

Der Ritt über den Bodensee

1971),

Die Unvernünftigen sterben aus

(1974),

Über die Dörfer

(1981),

DasSpiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land

(1990),

Die Stunde da wir nichts voneinander wußten

(1992), über den

Untertagblues

(2004) und

Bis daß der Tag euch scheidet

(2009) über das dramatische Epos

Immer noch Sturm

(2011) bis zum Sommerdialog

Die schönen Tage vonAranjuez

(2012) zu

Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße

(2016).


Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem

Meine Freunde

), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy.

Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen (auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten) erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen. «

2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.


Pressestimmen

»[Handkes] Prosa [ist] doch eine einzigartige Schule des Sprechens und Schreibens. . . . So fügt sich Zwiegespräche . . . als fein geschnittene Arabeske nahtlos in sein Lebenswerk. « Tobias Lehmkuhl, Frankfurter Allgemeine Zeitung

». . . ein Alterswerk im besten Sinne. « Christine Dössel, Süddeutsche Zeitung

»Es ist ein kunstvolles Versanden, rhetorische Anti-Rhetorik, da an vielen Stellen manieriert ungeschmeidig, es ist Erfinden wider das Erfinden, Erzählen übers Erzählen, das sich naivem Wortaufstellen und Satz-an-Satz-Reihen entzieht, auf magische Weise. « Alexander Kluy, Literaturhaus Wien

»Das Zwiegespräch formuliert so ein Lebensthema Peter Handkes: die Macht des Erzählens, Gemeinschaft zu stiften und Entzweiungen zwischen Dir und Mir, Jetzt, Gestern und Morgen zu überwinden. Wofür es freilich die rechten Zuhörer, vulgo echte Leser braucht. « Mladen Gladic, WELT AM SONNTAG

»Vieles und viele von Victor Hugo bis John Wayne tauchen auf und wieder ab in diesem auf magische Weise rätselhaften Text, der wohl in erster Linie die Sprache und die Schändung derselben zum Thema hat. « Bernd Mellchar, Kleine Zeitung Graz

». . . ein Meisterstück Handkes, ein Zeugnis der inneren Zerrissenheit eines Menschen zwischen zwei Temperamenten . . . « Lothar Struck, Glanz & Elend

»Zartheit, Lässigkeit und Eigensinn: Peter Handke legt mit Zwiegespräch [melancholische] Assoziationen zu Großvätern vor. « Michael Wurmitzer, Der Standard, Wien

»[Es gibt] Perlen im Zwiegespräch , diese scheinbar freihändig daherkommenden Metaphern, vorgetragen im schwebenden Handke-Sound, einem Rhythmus, der jeglicher Bodenhaftung die lange Nase zeigt. «

»Was Handke uns hier vorführt, ist eine überlegene Sicht auf die ach so prosaische Welt der Heutigen. Er bleibt der durch die Welt Wandernde, der sich die Muße nimmt, zu betrachten und das Leben zu verstehen, das die meisten Menschen nicht verstehen . . . [ein] schmales Bändchen voller verweisender Bezüge, die erst einmal erkannt werden wollen. « Elke Trost, egotrip. de

»Die Präzision des Schriftstellers im Umgang mit Sprache verwandelt das Erzählte in Bilder und Handlung, die eine fast unheimliche Sogkraft erzeugen ein individueller Gedankenkonverter: In der persönlichen Adaption erstehen eigene Imaginationen des Selbst-Erlebten und werden zu einem dauernden Moment der Selbsterfahrung. « Gerd Schumann, junge Welt

Besprechung vom 05.05.2022

Petereske Prosa
Hornissenmörtel: Peter Handkes "Zwiegespräch"

Das neue Buch von Peter Handke kommt ohne Pilze aus. Den obligatorischen Seitenhieb gegen das kleine Volk der Kritiker aber setzt es. Und auch die geliebten Äpfel werden aufgetischt. Allerdings nicht zu feinen Schnitzen bereitet und kunstvoll drapiert, sondern als grober Butzen, halb gegessen nur, weil das alte Gebiss, die alten Hände zu mehr nicht in der Lage sind.

Der Großvater Handke hat ein Buch über Großväter geschrieben, ein Zweipersonenstück, das man sich mit den beiden verstorbenen Widmungsträgern Otto Sander und Bruno Ganz auf der Bühne vorstellen kann. Der eine erzählt von seinem Großvater und von all den "Großväterverklärungsgeschichten" des zwanzigsten Jahrhunderts, der andere von der Liebe zum Theater und der Magie, die es auf das kleine Kind ausübte.

Mit der Zeit aber nehmen die Großväter überhand, das Theater rückt in den Hintergrund, und einer der beiden Gesprächspartner wird mehr und mehr zum Stichwortgeber dieser "Zwiesprache". Der schmale Band entwickelt sich schnell zu einer handketypischen Selbsthinterfragung samt ständigem Sich-selbst-ins Wort-Fallen, einer peteresken Wortklauberei und "Wortklaubkrankheit", mit der der Erzähler wider besseres Wissen verspricht, Schluss zu machen: "Kein Ende je abzusehen von der Großväterverklärungsgeschichte, oder auch bloß story? - Und was heißt da ,bloß'? - Und -" Wenn auch nicht alle Handkes Werke goutieren - zumal seine auch im Alter immense Produktivität den Eindruck der Beliebigkeit hervorrufen mag -, ist seine Prosa doch eine einzigartige Schule des Sprechens und Schreibens. Mit Handke lässt sich lernen, wie sehr Schludrigkeit in der Sprache auch Schludrigkeit im Denken mit sich bringt und welche Lust es zugleich bereitet, nach dem richtigen Wort, nach der präzisen Formulierung zu suchen.

Vieles ist freilich auch Geschmacksache, etwa Handkes Vorliebe, den Superlativ mit "wie" zu bilden: "stumm, wie ein Mensch nur stumm sein kann", "allein, wie ein Mensch nur allein sein kann", "mutterseelenallein, wie nur ein Kind allein sein kann", "eine Frau, die eine Art hatte, wie nur eine Frau, und besonders eine Frau auf dem Land, eine Art haben kann". Oder doch nicht nur Geschmacksache? Denn schließlich bringt die Tautologie dieser Formulierungen keinerlei Anschaulichkeit hervor. So ist manches in "Zwiesprache" mehr Behauptung als nachvollziehbare Erzählung. Ja, die Großväter wurden und werden immer wieder verklärt, auch wenn sie im Krieg töteten oder den "Anschluss" Österreichs ans Deutsche Reich bejubelten. Aber lebendig, menschlich, entzaubert werden sie bei Handke nur dort, wo er konkrete Bilder und Geschichten findet, und das ist auf den sechzig Seiten von "Zwiesprache" lediglich - oder immerhin? - zweimal der Fall.

Beide Geschichten handeln von Tieren, und beide erzählen von einer als normal empfundenen Brutalität: Einmal geht es um ein Hornissennest in einem hohlen Baum. Der Großvater rührt Mörtel an, wartet einen ruhigen Moment im Leben der Hornissen ab und betoniert das Loch des hohlen Baumes zu. Die Hornissen, die vorher noch gegen die Fensterscheiben "gebumsknallt" sind, dröhnen und donnern nun in dem Stamm, aus dem sie nicht mehr herauskommen.

Das andere Mal sieht der Großvater beim Grasmähen mit der Sense im Obstgarten eine Schlange. Er hebt sie auf und spießt sie auf die Zinken eines in den Boden gerammten Rechens: "Bis nach Sonnenuntergang hat die Schlange dort oben hoch überm Grasland noch gelebt."

Ob sich in der Grausamkeit gegenüber Tieren auch diejenige gegenüber Menschen spiegelt, ob das Tieretöten ein Echo des kriegerischen Menschentötens darstellt, bleibt offen. Wie der Wortsucher Handke auch niemals ein Wort oder eine Formulierung als ehern-endgültig ausstellt. So fügt sich "Zwiesprache" nicht in Form eines abgenagten Apfelbutzens, sondern als fein geschnittene Arabeske nahtlos in sein Lebenswerk. TOBIAS LEHMKUHL.

Peter Handke: "Zwiegespräch".

Suhrkamp Verlag, Berlin 2022. 72 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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