Jugendverbände sind wichtige Sozialisationsarenen für Jugendliche. Wie und wo aber engagieren sich Jugendliche mit Migrationshintergrund, die bisher in den anerkannten Jugendvereinen seltener vertreten sind? Die empirische Studie fragt erstmals nach der Bedeutung von Vereinen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (VJM). Sie untersucht anhand von drei VJM die Wünsche, Hoffnungen und Forderungen, die Jugendliche mit Migrationshintergrund mit den Vereinen, aber auch mit dem Leben in Deutschland verbinden. Dabei kann gezeigt werden, dass VJM keine Arenen des 'entweder-oder', sondern der kontingenten Gleichzeitigkeit verschiedener Relevanz- und Bezugssysteme für die Jugendlichen sind. Durch die Synthese verschiedener Praxen der Anerkennung, die auf adoleszenzspezifischen und gleichzeitig migrations- bzw. diskriminierungsrelevanten Faktoren beruhen, können die Vereine den Jugendlichen Räume bereit stellen, die es ihnen ermöglichen, selbstbewusst in der Gesellschaft zu partizipieren.
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 Jugendvereine und Vereine von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland
1.1 Begriffsdefinitionen
1.2 Typologisierung des Untersuchungsgegenstandes: Jugendvereine Jugendverbände Vereine von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (VJM)
1.2.1 Entstehung und Entwicklung von Jugendvereinen
1.2.2 Entstehung und Entwicklung von Vereinen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (VJM)
1.2.3 Jugendvereine im Blick der Wissenschaft
1.2.4 Forschungen über Vereinsengagement von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Exkurs: Migrantenorganisationen im Spiegel der Wissenschaft
Studien zu Interkultureller Öffnung der anerkannten Jugendvereine
1.3 Die drei analysierten VJM: Porträts
1.3.1 BDAJ - Bund der alevitischen Jugendlichen in Deutschland
Vereinsinhalte des AAGB
Vernetzung und Kooperation
Exkurs: Das Alevitentum
1.3.2 DIDF-Jugend
Vereinsinhalte
Vernetzung und Kooperation
1.3.3 Deutsche Jugend aus Russland DJR
Vereinsinhalte
Kooperation und Vernetzung
1.4 Gesellschaftspolitische Rahmungen
Gesellschaftliche Positionierung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
Kapitel 2 Anerkennungstheorien als Referenzrahmen für das Verständnis von Vereinen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
2.1 Anerkennungstheorien zwischen Multikulturalismus und Gesellschaftstheorie
2.2 Der Kampf um Anerkennung
Anerkennung durch Liebe
Rechtliche Anerkennung
Das Ausländervereinsrecht als Manifestation fehlender rechtlicher Anerkennung
Anerkennung durch Solidarität
Anerkennungskämpfe im Kontext der Migrationsgesellschaft
Intersubjektive Anerkennung in asymmetrischen Beziehungen eine (Un)Möglichkeit?
2.3 Partizipationsgerechtigkeit und Anerkennung als Statusmodell
Partizipationsgerechtigkeit
Repräsentation als dritte Dimension einer globalen Gerechtigkeitstheorie
Wer sind die BürgerInnen im bürgerschaftlichen Engagement?
Heuristische oder empirische Relevanz? Zur Binarität von Anerkennung und Umverteilung
2.4 Anerkennung im Kontext von Konzepten der sozialen Gerechtigkeit
Formen der Unterdrückung
Gruppen und Identitätskonzepte
Subjekte als Akteure
Das Gruppenessentialisierungsdilemma
Repräsentationspolitiken im Kontext von Social Justice
Kapitel 3 Positionieren und positioniert werden Repräsentationstheorien als Schlüssel zum Verständnis von Rassismus und Widerstand
3.1 Postkoloniale Theorie im deutschen Kontext
(Post)koloniale Theorien und Praxen in Deutschland
Repräsentationspraxen und postkoloniale Theorie im Kontext von minorisierten Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland
3.2 Placing the Black Hegemoniale Repräsentation als Depersonalisierung
Praxen der Deplatzierung im deutschen Alltag
3.3 Subalterne Repräsentationen Die Stimme der Minorisierten
Subalternität und Repräsentation
Repräsentation von wem und für wen? Kritische Interventionen und token victims
3.4 Hybride Repräsentationen und Mimikry
Hybridität und Mimikry als Akte der Irritation
Ambivalenzen des Widerstands: Reproduktion von Ausgrenzung durch Mimikry
Mimikry bei Vereinen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund?
3.5 Vereine von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und postkoloniale Kritik Fazit
Kapitel 4 Methodenwahl und methodologische Fundierung der Forschungsstrategie
4.1 Dokumentenanalyse
Entwicklung der Dokumentenanalyse und methodische Herangehensweise
Die Dokumentenanalyse in der vorliegenden Arbeit
4.2 Expertinnen- und Experteninterviews: Methodische Begründung und Vorgehensweise
ExpertInnen als TrägerInnen von Deutungswissen
Setting Rahmenbedingungen
Auswahl der Expertin und Experten und Durchführung der Interviews
Porträts der Teilnehmenden der ExpertInneninterviews
4.3 Gruppendiskussionen
Entstehung und methodologische Einordnung
Methodologische Charakteristika der Gruppendiskussion
Was ist eine Gruppe?
Gruppendiskussionen in der vorliegenden Arbeit
Porträts der Teilnehmenden der Gruppendiskussionen
4.4 Auswertungsstrategie Die Dokumentarische Methode
Methodologische Begründung
Standortgebundenheit
Interpretationsschritte der Dokumentarischen Methode
4.5 Feldzugang und Samplingstrategie der vorliegenden Untersuchung
Erhebungsphasen und Sampling
Forschungspraktische Erfahrungen
Räumliche und zeitliche Kapazitäten
Gruppenzusammensetzung und Teilnehmende
Thematische Schwierigkeiten der Diskussionen
4.6 Methodische Hinweise auf die Präsentation der empirischen Ergebnisse
Kapitel 5 Rassismus und Ausgrenzungserfahrungen im Leben von minorisierten Jugendlichen: Sie merken, ich bin nicht gleichgestellt
5.1 Rassismuserfahrungen und Widerstandsstrategien in Publikationen der Vereine
Engagement und Demaskierung
Demaskierung als Handlungsstrategie gegen Diskriminierung
Engagement von Minorisierten gegen diskriminierende Praxen
Zwischenresümee
5.2 Ausgrenzung als alltägliches Phänomen: Perspektiven der Expertin und Experten auf Rassismus und Diskriminierung
Othering : Das Gefühl anders zu sein
Mangelndes Selbstwertgefühl durch die Erfahrung der Missachtung
Sprachlos-Sein
Zwischenresümee
5.3 Praxen der Minorisierung, Akte des Widerstands Manifestationen von Rassismuserfahrungen in den Gruppendiskussionen
Die Janusköpfigkeit von Ausgrenzung
Religiöse Ausgrenzungserfahrungen
Rhetorische Ausweisung und Chancenungleichheit
Zwischenresümee
5.4 Perspektiven auf Rassismus Fazit
Kapitel 6 Vereins-Stimmen Repräsentationsstrategien
6.1 Repräsentation als Strategie der Inklusion
Gelegenheitsstrukturen und Zugänge zu Repräsentationsstrategien
Repräsentationsstrategien durch Ikonographie
Affirmation kollektiver Differenz
Verschiebung gesellschaftlicher Parameter als inklusive Repräsentationsstrategie
Affirmation subjektiver Kompetenz
Zwischenresümee
6.2 Wir sind eine Familie Repräsentationsstrategien in den Gruppendiskussionen
Repräsentation als Strategie der Gewinnung von Autonomie
Partizipation und Bildung durch Vereinsengagement
Die Symbiose aus Spaß und Bildung
Der Verein als Familie
Zwischenresümee
6.3 Ambivalente Repräsentationspraxen: Konkurrenz und Abgrenzung
Konkurrierende Mimikry : Abgrenzung durch Negativattribuierung
Suspendierung binärer Kategorisierungen als Strategie der Repräsentation
Zwischenresümee
6.4 Der Verein als Möglichkeitsraum mit pluralen Funktionen Fazit
Kapitel 7 Praxen der Anerkennung: Damit sie endlich wieder mal an sich glauben
7.1.1 Wiederentdeckung von Selbstvertrauen durch Vereinsengagement
Der Glaube an sich selbst
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten durch Wertschätzung
Zwischenresümee
7.1.2 Intersubjektive Anerkennung innerhalb der Gruppendiskussionen
Geteilte Überzeugungen als Gemeinsames Fundament
Bedingungslose Unterstützung
Anerkennung durch Dritte
Selbstvertrauen durch Erfolg
Antriebsquelle Solidarität
Zwischenfazit
7.1.3 Der Verein als Ort der Emergenz migrations- und adoleszenzspezifischer Anerkennungspraxen - Fazit
7.2 Das Verhältnis zwischen den Generationen Praxen der Anerkennung und Missachtung in Vereinen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund
7.2.1 Zwischen Rat und Autonomie: Anerkennungspraxen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen aus der Perspektive der Expertin- und Experteninterviews
Weitblick : Übereinstimmung von Einstellungen zwischen den Generationen
Die Basis der Zusammenarbeit : wechselseitige Anerkennung
Ressourcenaktivierung im Generationenverhältnis
Wer entscheidet in einem Jugendverein? Entscheidungskompetenz und Skepsis
Skepsis in Bezug auf die Fähigkeiten der Jugendlichen
Zwischenresümee
7.2.2 Von den Erwachsenen lernen: Intergenerationelle Anerkennung aus Sicht der Gruppendiskussionen
Respekt vor den Lebens-Leistungen
Gegenseitige Unterstützung als Signifikant gelungener Generationenbeziehungen
Ignoranz - die Erfahrung, nicht ernst genommen zu werden
Andere Interessen zwischen den Generationen
Zwischenresümee
7.2.3
Gegenseitige Wertschätzung im Generationenzusammenhang Fazit der empirischen Befunde
7.3 Perspektiven auf Kooperationen zwischen Vereinen Anerkennung und Repräsentation als Motoren der Zusammenarbeit
7.3.1 Kooperationen nicht um jeden Preis Perspektiven aus den Expertin- und Experteninterviews
Gleichberechtigung und Wertschätzung als Beurteilungskriterium für Kooperationen
Kooperation als Beweis der Legitimität
Teilhabe durch Kooperationen
Souveränität als Maxime von Kooperationen
Zwischenresümee
7.3.2 Verletzungen und Brückenbildung Perspektiven auf Kooperationen der Gruppendiskussionen
Isolation und Verletzungen als Folge fehlender Zusammenarbeit
Anerkennung durch legitimierende Dritte
Gehör und Selbstdarstellungsmöglichkeiten finden durch Kooperationen
Gleichberechtigte Autonomie und Brückenbildung : Der Spagat zwischen Individualität und Gemeinsamkeit
Gleichberechtigte Autonomie in der Zusammenarbeit
Brückenbildung durch Kooperationen zwischen Vereinen
Zwischenresümee
7.3.3 Varianten der Perspektiven auf Kooperation - Fazit
Kapitel 8 Zwischen Anerkennung und Exklusion - Schlussdiskussion