Im Spannungsfeld individueller und kollektiver Erinnerung an das, was mit dem Symbol "Auschwitz" für das Ungeheuerlichste steht, was Menschen anderen Menschen antun können, entwickelte sich nach 1945 eine Erinnerungskultur, die den Umgang mit der Erfahrung des deutschen Völkermords an den europäischen Juden, dem von Deutschen verursachten und begangenen Kulturbruch, spiegelt.
Mit einem erinnerungskulturanalytischen Bildungsansatz der historisch-politischen Erwachsenenbildung werden verschiedene Formen des Antisemitismus für eine historisch-kritische Bewusstseinsbildung in den Blick genommen, ideengeschichtlich den Wurzeln des Judenhasses und der Judenfeindschaft in der vorurteils¬beladenen Beziehungsgeschichte Juden und Christen / Deutsche und Juden nachgegangen und die Instrumentalisierung der Judenfeindschaft für religiöse, ökonomische und politische Interessen, die im 20. Jahrhundert zum Holocaust führte, aufgezeigt. Unterstrichen wird, dass Erinnern und Gedenken Lernkategorien sind und die Erinnerung an den Völkermord mit einer Verantwortungsethik verknüpft ist, die Erinnerungskulturarbeit als Bildungsmaßnahme an verschiedenen Lernorten voraussetzt. Die "Nie wieder Auschwitz!"-Maxime fordert in einer multikulturellen Gesellschaft das Aufdecken und den Abbau antisemitischer und fremdenfeindlicher Vorurteilsstrukturen und ist gegenwärtig und zukünftig ein gesellschaftspolitischer Bildungsauftrag.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
0 Einleitung
0.1 Einführung in die Thematik
und allgemeine Problemlage
0.2 Funktion der Erinnerungskultur
für die Gegenwartskultur
0.3 Erkenntnisinteresse und Problemstellung
0.4 Ansatz und Methode
0.5 Vorgehensweise und Einordnung
in die Erwachsenenbildungsforschung
A Ansätze in der Antisemitismusforschung
I Analytische und empirische Zugänge
in der Antisemitismusforschung
I.1 Historisch-kritische Antisemitismusforschung
I.2 Diskurshistorische Studien zum Nachkriegsantisemitismus
I.3 Politisch-psychologische, sozialpsychologische und
kommunikationspsychologische Beiträge zur Antisemitismusforschung
I.4 Die historisch-deutungsmustertheoretische Erforschung
des Antisemitismus
I.5 Zeugenschaft aus der Opferperspektive
I.6 Konklusion
II Ideengeschichtliche Auseinandersetzung mit den theologischen
und religionspolitischen Wurzeln des Antisemitismus
II.1 Gemeinsames und Trennendes im geschichtlichen Abriss
der religiösen Ideen des Judentums und Christentums
II.2 Antisemitischer Missbrauch im Umgang mit der Hebräischen Bibel
und dem Neuen Testament und seine Folgen
II.3 Religionspolitische Programmatik des völkischen Antisemitismus
II.4 Nationalsozialistische Rassenideologie als politische Religion
II.5 Post-Holocaust-Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit
und Rechtsextremismus
II.6 Konklusion
III Zusammenfassung des Kapitels A und Schlussfolgerung
B Probleme und Perspektiven der erinnerungskulturorientierten
Erwachsenenbildung
I Abbau antisemitischer Vorurteilsstrukturen und Aufbau
sozio-emotionaler Kompetenzen
I.1 Multikausale Verursachungsfaktoren
bei der Entstehung des Vorurteils
I.2 Das Vorurteil als Bildungsbarriere und die Revision des Vorurteils als Bildungsziel
I.3 Gewissensbildung und die Förderung der moralischen
Urteilsfähigkeit als Aufgabe der Erwachsenenbildung
I.4 Kritisch-konstruktive Aspekte der individuellen
und kollektiven Identitätsbildung
I.5 Sinnorientierte` Erwachsenenbildung als Erinnerungskulturarbeit
zwischen Individuum und Gesellschaft
I. 6 Konklusion
II Ansätze und Schwerpunkte der Erinnerungskulturarbeit
II.1 Jüdisch-christlicher Dialog nach Auschwitz
II.2 Begegnung als dialogischer Bildungsprozess
II.3 Aufklärung im historisch-politischen Kontext als Wissensvermittlung
II.4 Das Jüdische Lehrhaus als Modell identitätsbildender Erinnerungskulturarbeit
II.5 Integration als sozio-kultureller Lernprozess
II.6 Kooperation und Polylog als sinnorientierte Vision
für eine vorurteilsfreie interkulturelle Beziehung
II.7 Teilnehmerorientierung und intergenerative und interkulturelle
Aspekte als didaktische Variablen der Erinnerungskulturarbeit
II.8 Erfahrungswissen im Prozess der Erinnerungskulturarbeit
II.9 Konklusion
III Zusammenfassung des Kapitels B und Schlussfolgerung
für die Erwachsenenbildung
C Erwachsenenpädagogische Erinnerungs- und
Gedenkkulturarbeit
I Erinnern und Gedenken nach ,Auschwitz` in Pädagogik
und Erwachsenenbildung
I.1 Historisch-politisches Lernen in der Erwachsenenbildung
und die Bedeutung von Gedächtnis und Erinnerung
I.2 Erinnern und Gedenken als Bildungskategorien
I.3 Medien und Methoden des Erinnerns und Gedenkens
und ihre Bedeutung für die Erwachsenenbildung
I.4 (Lern-) Orte des Erinnerns und Gedenkens
und ihre Bedeutung für die Erwachsenenbildung
I.5 Erinnerungskultur als Spurensuche jüdischen Lebens
und jüdischer Kultur
I.6 Konklusion
II Einnerungskulturarbeit an Lernorten und
erwachsenenpädagogische Reflexion
II.1 Anmerkungen zum methodischen Vorgehen
II.2 Erinnerungskulturarbeit als Konnex zwischen Geschichte und
Gegenwart am Beispiel der Gedenkstätte Bergen-Belsen
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
I.1: R/BeBe
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
I.2: W/BeBe
II.3 Erinnerungskulturentwicklung am Beispiel
der Gedenkstätte Buchenwald
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
I.3: G/Bu
II.4 Erinnerungskulturarbeit am Beispiel
des Lernortes Wewelsburg`
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
I.4: J/We
II.5 Internationale Begegnungsstätte MMA als regionalgeschichtliches
Beispiel jüdischer Erinnerungskulturarbeit
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
I.5: D/Ha
II.6 Bildungsangebote des Lernortes Jüdisches Museum Westfalen`
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
I.6: R/Do
II.7 Museale Erinnerungskultur am Beispiel Leben, Kultur und
Verfolgung der Juden in Kassel in Kooperation mit der VHS
Zusammenfassende Inhaltsanalyse des qualitativen Interviews
I.7: E/Ka
II.8 Systematisierende Strukturanalyse der qualitativen Interviews
Analyse der eigenen Biographie und Reflexion des eigenen
Lernverhaltens der pädagogischen MitarbeiterInnen vor dem
Hintergrund ihrer erinnerungskulturellen Bildungsarbeit
Ergebnis der Untersuchung
II.8.2 Interkulturelles Beziehungsverständnis und interkulturelle
Bildungsarbeit der pädagogischen MitarbeiterInnen
im Hinblick auf die Beziehung Juden/Nichtjuden
Ergebnis der Untersuchung
II.8.3 Favorisierte Formen der pädagogischen MitarbeiterInnen
bezüglich des Erinnerns im Umgang mit Antisemitismus
Ergebnis der Untersuchung
II.8.4 Einschätzung der MitarbeiterInnen hinsichtlich der Funktion
der Erinnerungskulturarbeit für die Bildung Erwachsener
Ergebnis der Untersuchung
II.8.5 Reflexion der Bildung Erwachsener in der praktizierten
Erinnerungskultur an verschiedenen Lernorten
II.8.6 Ertrag der erwachsenenpädagogischen Reflexion hinsichtlich
der praktizierten Erinnerungskultur für die Erwachsenenbildung
II.9 Erinnerungskulturarbeit in kommunikativen Netzwerken
als Zukunftsaufgabe
II.10 Konklusion
III Zusammenfassung des Kapitels C und Schlussfolgerung
für die Erwachsenenbildung
D Ertrag und Ausblick
Literaturverzeichnis und Quellenangabe
Quellenangabe der Interviews