Vieles steht hier in Verbindung, oft rhizomatisch, mal konvergierend, mal konterkarierend. Die Verse wuchern in- und auseinander. Radikaler lässt sich kaum sprechen. Wer auf rasches Verstehen aus ist, der wird hier enttäuscht. Doch sollte man sich nicht voreilig von der Überforderung täuschen lassen. Vielmehr sollte man sich fragen, ob Falbs Sprechen mimetisch nicht näher an dem dran ist, was wir unter dem so tückisch leicht über die Lippen gleitenden Begriff Wirklichkeit zu fassen glauben, was aber im Verständnis jeder Einzelnen ja längst das Fassungsvermögen übersteigt.
Beate Tröger, Der Freitag
Der Lyriker und Philosoph Daniel Falb hat geschafft, was seit einem halben Jahrhundert keinem Kollegen aus der Zunft der Dichter mehr gelungen ist: Er hat die Welt der Lyrik auf den Kopf gestellt. Er hat sie in eine Tabula rasa-Situation versetzt und ihr ein radikales Reinigungs- und Reanimations-Programm verordnet. Die Poesie der Gegenwart soll nicht mehr aus ihren vertrauten Repertoires der poetischen Tradition und aus den Regelwerken der Verskunst schöpfen, sondern sich endlich auf Augenhöhe mit den Naturwissenschaften begeben, vor allem mit der Geologie und der Biologie, aber auch mit der Anthropologie und der Medientechnik.
Michael Braun, signaturen-magazin.de